Wieder balzende Auerhähne in Thüringen gesichtet

Dieser balzende Auerhahn wurde vor wenigen Tagen im Thüringer Schiefergebirge beobachtet – zuletzt konnte man 2010 balzende Auerhähne im Freistaat entdecken. Foto: Christoph Gehrecke, Abdruck honorarfrei

Erstmals seit 2010 wurden im Thüringer Schiefergebirge balzende Auerhähne beobachtet – Experten sehen Trendwende bei Rettung des größten heimischen Waldhuhns

Erstmals seit 2010 wurden wieder balzende Auerhähne  in den Kernlebensräumen im Thüringer Schiefergebirge beobachtet. Drei unterschiedliche, alte Hähne haben sich ausgiebig dem Paarungsspiel des größten heimischen Waldhuhns hingegeben. Schon im vergangenen Winter 2015/2016 wurden regelmäßig über zehn Tiere beobachtet – seit 15 Jahren die höchste Zahl an Sichtbeobachtungen im Thüringer Auerhuhngebiet. Ebenfalls wurde 2015 erstmals Nachwuchs aus freier Wildbahn -erkennbar an fehlender Beringung- erfasst, jedoch keine Balz beobachtet. Experten sehen eine Trendwende hin zur Rettung des bis zu fünf Kilogramm schweren Raufußhuhns im Freistaat.

Rettungsprojekt Auerhuhn zeigt sich auf gutem Wege

„Das Auerhuhn, größtes Waldhuhn im Freistaat, ist akut vom Aussterben bedroht. An der Rettung dieser sensiblen Art haben wir ein großes naturschutzfachliches und wildbiologisches Interesse“, sagte hierzu heute Forstministerin Birgit Keller. „ Die Beobachtung balzender Auerhähne zeigt, dass die Maßnahmen von ThüringenForst zur Rettung des Auerhuhns in Thüringen erste Früchte tragen.“

„Seit 1970 haben sich die Auerhuhnbestände im Freistaat u.a. wegen veränderter Waldlebensräume von etwa 300 auf wenige Dutzend Tiere rapide reduziert“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. „Einzig die jahrelangen Auswilderungen selbst gezogener wie auch wildgefangener Tiere durch die Thüringer Landesforstverwaltung haben ein endgültiges Erlöschen der Population verhindert.“

Seit 2012 wurden die Artenschutzanstrengungen deutlich ausgebaut, neben der Auswilderung wurden durch die Förster flächige Biotopgestaltungsmaßnahmen durchgeführt und die Fressfeinde des Waldhuhns regional deutlich stärker bejagt – auch mit Unterstützung der privaten Jägerschaft. Mittelfristiges Ziel der Förster ist es, eine stabile Population von bis zu 100 Tieren in den Wäldern des Thüringer Schiefergebirges aufzubauen.

Neue Auswilderungsmethodik seit 2015

Im Rahmen der kontinuierlichen wissenschaftlichen Begleitung des Projektes durch Forst- und Artenschützer wurde 2015 die neue Auswilderungsmethode „Born-to-be-free“ eingeführt. Dabei lernen die Jungvögel in speziellen Volieren im Wald unter Aufsicht erfahrener Hennen ihr späteres Auswilderungsgebiet kennen. Erfahrungen aus Polen zeigen, dass dies die Überlebenschancen erhöht und den Stress der Auswilderung selbst reduzieren hilft, wie anlässlich einer internationalen Raufusshuhn-Expertentagung  im Herbst 2015 in Thüringen bestätigt wurde. Die rund 45 Artenschutzexperten würdigten außerdem das Artenschutz-Engagement der Landesforstanstalt als Erfolg versprechend.

Weitere Stabilisierung mit schwedischen Wildfängen geplant

Im Frühjahr 2017 plant ThüringenForst zusätzlich die Auswilderung Schwedischer Wildfänge. Damit soll, neben der Populationsstützung, auch die genetische Biodiversität des heimischen Vorkommens verbessert werden. Gebhardt bittet Waldbesucher, die auf diesen scheuen Waldvogel treffen, sich nicht weiter zu nähern, sondern unbedingt auszuweichen. Auerhähne „verteidigen“ von Natur aus ihre Balzplätze gegen Konkurrenten und auch gegenüber dem Menschen.

Thüringen verfügt, neben dem sächsischen Fichtelgebirge, über die einzige Restpopulation außerhalb der größeren Auerhuhngebiete im Bayerischen Wald, dem Schwarzwald und dem Alpenraum. Die Restpopulation im Harz gilt seit Jahren als erloschen.

 

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