Wie Vögel und Bäume zusammenarbeiten - Schlauer Vogel, starker Baum: Kleiber und Eibe

Bild: Kleiber sitzt in einer Eibe, Foto: Tomoko Arai

Ab Ende Dezember ist in Wäldern und Parks wieder das charakteristische „wi wi wi“ des Kleibers zu hören. Viele Besonderheiten zeichnen den Vogel des Jahres 2006 aus. Aber keiner würde wohl den knapp 15 cm kleinen und 20 Gramm leichten Vogel mit der Superwaffe des Mittelalters in Verbindung bringen.

Dabei ist es der Kleiber, der schon immer aktiv dazu beigetragen hat, den Rohstoff für deren Herstellung bereitzustellen: Eibenholz. Denn der englische Langbogen, dessen Pfeile bei der berühmten Schlacht von Azincourt 1415 mit rund 180 km/h verschossen wurden, bestand komplett aus dem Holz des Nadelbaums mit den roten Beeren. Die Eibensamen sind einer der Leibspeisen des Kleibers. Durch seine Nahrungssuche und Vorratshaltung sorgt der Kleiber seit jeher aktiv für die Verbreitung des für die meisten Tierarten giftigen Nadelbaums.

Auch andere Vogelarten fressen die leuchtend roten Scheinbeeren. Die sind jedoch nur am ungiftigen roten Samenmantel, dem Arillus, interessiert. Die giftigen, dunklen Samen werden unverdaut ausgeschieden. Der Kleiber jedoch zieht diese Kerne geschickt aus dem Arillus und versteckt sie als Nahrungsdepot in Mauerfugen, Borkenritzen und Felsspalten, die er auch zum Aufmeiseln der harten Samen verwendet. Wie häufig der Kleiber seine Verstecke mit Eibensamen vergisst, zeigen die nicht seltenen Vorkommen von Eiben, die direkt aus Mauern oder Felsen wachsen.

Auch viele Eiben, die am Wurzelansatz von Bäumen gefunden werden, gehen auf das Verstecken der Eibensamen durch den Kleiber zurück.

Wer prächtige, über tausend Jahre alte Eiben einmal in Natura erleben will, sollte den beeindruckenden Paterzeller Eibenwald in der Gemeinde Wessobrunn besuchen. Eines der größten deutschen Eibenvorkommen mit ca. 3000 Eiben liegt im Naturwaldreservat Wasserberg bei Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz.

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