Wie Vögel und Bäume zusammenarbeiten - Fliegende Eicheln

Eichelhäher (Garrulus glandarius), Autor: Steffen Geyer, flic.kr/p/AuiG5a

Er ist nicht zu überhören: Wenn der Eichelhäher sein lautes, raues Rätschen hören lässt, ist das ein Alarmruf für alle Tiere des Waldes. Doch nicht nur als „Waldpolizei“ macht sich der Rabenvogel nützlich. Als fleißiger „Förster“ sät er Jahr für Jahr unzählige Eicheln und hilft so mit beim Umbau der Nadelforsten in naturnahe Mischwälder. Auch für Olaf Schmidt von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft  (LWF) ist der Eichelhäher der „Mitarbeiter des Jahres“.

Ornithochorie ist der Fachbegriff, wenn sich Bäume die Vögel zu Diensten machen für die Verbreitung ihrer Samen. Der Eichelhäher hat sich dabei auf die schweren Früchte der Eiche spezialisiert, die ihm auch seinen deutschen Namen gaben. Bis zu 96% seiner Nahrung als erwachsener Vogel bestehen aus Eicheln.

Oft ist zu beobachten, dass in Kiefern- oder Fichtenwäldern junge Eichen stehen, die nicht vom Menschen gepflanzt wurden. Sie sind einzig der Saat des Hähers zu verdanken. Denn um seinen Nahrungsbedarf im Winter decken zu können, legt der Eichelhäher im Herbst Vorratslager im Waldboden an. Bis zu 5.000 Eicheln verteilt ein Häher im Wald pro Jahr.

Viele der Früchte werden vom Eichelhäher aber nicht mehr wiedergefunden, die dann über die Jahre zu stattlichen Eichen heranwachsen können. Ohne menschliches Zutun können so aus Nadelreinbeständen wertvolle Mischwälder werden, wie zum Beispiel im Forstamt Osterholz-Scharmbeck: Hier wurden unter Kiefern 14.000 Eichen pro Hektar gezählt, die nur aus Hähersaat entstanden sind!

Bis zu 290.000 Eichelhäher gibt es in Bayern. Und die verfüttern während der Aufzucht enorme Mengen an waldschädlichen Käfern und Raupen an die Brut. Auch hier zeigt sich die wunderbare Anpassung von Baum und Vogel zum gegenseitigen Nutzen: Die Brutzeit des Eichelhähers fällt ziemlich genau mit dem Spitzenvorkommen von Eichenlaub fressenden Raupen zusammen.

Der Eichelhäher ist ein bedeutsames und wichtiges Glied einer intakten Waldlebensgemeinschaft und unermüdlicher Waldarbeiter. Dies hat schon G. L. Hartig (1817), einer der bedeutendsten  Forstwissenschaftler erkannt: „In der Forstwirtschaft ist dieser Vogel sehr nützlich, weil er ein geschäftiger Eichel- und Buchelsäer ist, der manchen Förster beschämt.“

Über die LWF:

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ist die Fachstelle für Wald und Forstwirtschaft in Bayern. Sie forscht national und international vernetzt für eine nachhaltige Forstwirtschaft und naturnahe Waldbewirtschaftung. Sie trägt mit praxisbezogener Forschung und Beratung zu einer betrieblich erfolgreichen, sozial ausgewogenen und umweltverträglichen Entwicklung der Forstwirtschaft und des Waldes bei.

Die LWF mit ihren rund 200 Mitarbeitern ist Kooperationspartner im Zentrum Wald-Forst-Holz in Freising-Weihenstephan. Weitere Informationen im Internet unter http://www.lwf.bayern.de.