Wer ein Buch in Händen hält, blättert in den Wäldern

Was Leser oft nicht wissen: Der Letterndruck wurde in Mainz erfunden, die moderne Papierherstellung jedoch in Mitteldeutschland. Beide Erfindungen zusammen haben erst die Buchherstellung revolutioniert. Foto: Daniela Tröger, Abdruck honorarfrei

Zum Weltbuchtag der UNESCO verweist ThüringenForst auf Holz als bis heute wichtigsten Rohstoff für Bücher

Der heutige Weltbuchtag der UNESCO ist nicht nur eine Aufforderung für das Lesen von Büchern, sondern auch eine Auffrischung der Kultur des geschriebenen Wortes. Letztere ist seit Jahrhunderten eng mit dem Papierrohstoff Holz verbunden. Darauf macht die Thüringer Landesforstanstalt aufmerksam, die an das bis heute zumindest namentlich gebräuchliche Holzsortiment „Papierholz“ und auf das in Mitteldeutschland erfundene Schleifverfahren zur Gewinnung von Zellulose für die Papierproduktion hinweist. ThüringenForst versorgt als größter Waldbesitzer im Freistaat einen der führenden europäischen Zellulose- und Papierproduzenten in Ostthüringen.

Aus einem Baum werden bis zu 200 Bücher hergestellt
„Rund 10 kg Holz stecken durchschnittlich in einem Buch. Ein einzelner Baum ist damit Rohstoffgrundlage für etwa 200 Bücher“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Denn Buchpapiere bestehen zu 50 % aus holzbasierter Zellulose bzw. Holzschliff und zu 50 % aus Zusatzstoffen wie etwa Mineralien oder Weißmacher. Und ist ein Buch „ausgelesen“, so findet es seinen Platz entweder in einer Bibliothek oder wird umweltschonend als Altpapier recycelt. Womit der Kreislauf geschlossen wäre, dessen Hauptmotor die Forstwirtschaft ist. Denn Förster und Forstwirte stellen der Papierindustrie seit Jahrhunderten den nachhaltig produzierten Naturrohstoff zur Verfügung.

Bücher entstehen aus speziellem Durchforstungsholz
Einer der weltweit führenden Produzenten für Papierzellstoff ist in Ostthüringen beheimatet. ThüringenForst, mit rund 200.000 ha größter Waldbesitzer im Freistaat, versorgt diesen und andere Hersteller mit etwa 160.000 Kubikmetern Nadel-Industrieholz aus der Waldpflege, die im Staatswald jährlich eingeschlagen werden. Dabei stammt das Industrieholz vorwiegend aus dünnerem Durchforstungsholz oder dem Kronenbereich älterer Bäume. So hat mancher Förster in seinem Berufsleben die Rohstoffgrundlage für ganze Bibliotheken geschaffen.

Ein Sachse hat´s erfunden!
Papier als Schriftträger wurde über Jahrtausende entwickelt. Vorläufer des heutigen Holzpapiers war Papyrus, später das haltbarere Pergament. Aber erst der Sachse Friedrich Gottlob Keller hat 1843 den Holzschliff erfunden. Wurden hunderte Jahre Lumpen zur Papierherstellung mit Wasser gestampft, produzierte der pfiffige Mitteldeutsche einen Papierrohstoff durch Schleifen von Holz am Schleifstein. Kaum 40 Jahre später wurde Holz dann chemisch aufgeschlossen. So wurde 1882 in Blankenstein  die „Wiedes  Holzstoff- und Papierfabrik“ gegründet, die heutige Zellstoff Rosenthal (ZPR). Beide Verfahren industrialisierten die Papier- und Buchherstellung. Mit dem seit dem Mittelalter bekannten beweglichen Letterndruck und der Druckerpresse des Mainzers Johannes Gutenberg stand der schnellen Herstellung tausender Bücher nichts mehr im Wege. Heute erscheinen in Deutschland allein rund 90.000 Buchtitel pro Jahr.

eBook-Reader nur für Vielleser rentabel
Wer jetzt denkt, er kann mit dem Kauf eines eBook-Readers das Buchpapier einsparen und gleichsam Wälder schonen, der irrt: Für die elektronischen Helfer benötigt man bei der Herstellung etwa 15 kg Mineralien und knapp 300 Liter Wasser und stetig eine Stromquelle. Zum Vergleich: Für 1 kg Papier benötigt man gerade einmal 10 Liter Wasser. Experten errechneten, dass sich das eBook ökologisch erst ab 40-50 gelesener Bücher rentiert. Eine Studie der Stiftung Lesen aber zeigt: Nur 3 % der Bevölkerung liest mehr als 50 Bücher pro Jahr. Rund 20 Mio. Deutsche greifen dagegen mäßig, aber regelmäßig zum Buch. So werden noch einige Förstergenerationen durch die Rohstoffgrundlage für Bibliotheken schaffen.

www.thueringenforst.de