Wem gehört der Wald in Thüringen?

Bild (Andreas Knoll): Privatwaldbesitzer bei einer Holzverkaufsübung mit Revierleitern des Thüringer Forstamts Sondershausen.

Fünf Waldbesitzarten als Ergebnis historisch gewachsener Strukturen sowie 25 Jahre deutscher Wiedervereinigung

Wer in Thüringens Wäldern wandert, für den ist Wald gleich Wald. Allenfalls die Unterscheidung zwischen Nadel- und Laubwald, zwischen Kulturen und Althölzern, zwischen lichten Mischwaldstrukturen und dunklem Fichtenforst fällt dem Betrachter ins Auge. Wem der Wald aber gehört entzieht sich dem Wanderer völlig. Einen Überblick wollen die Forstexperten der Landesforstanstalt geben, so dass die Waldbesitzverhältnisse vor Ort zumindest grob eingeordnet werden können.

180.000 Waldbesitzer in fünf Besitzkategorien

Die Waldbesitzverhältnisse im Freistaat sind Zeugen einer markanten historischen Agrarentwicklung, ja selbst die jüngste Geschichte hat kräftig an Veränderung mitgewirkt. Heute dominiert mit 43 % der Privatwald, gefolgt von Staatswald (37 %), Körperschaftswald (16%), Bundeswald (3%) und Treuhandwald (1%). Fünf Waldbesitzarten, die zusammen genommen eine Waldfläche von 550.000 Hektar ergeben, verteilt auf rund 180.000 Waldbesitzer. Diese breite Waldbesitzstreuung auf einem Drittel der Fläche des Freistaats unterstreicht die Verankerung des Waldeigentums in der Mitte unserer Gesellschaft.

Privatwald als „komplexe“ Waldeigentumsart

Die mit 240.000 Hektar flächenmäßig vorherrschende Waldeigentumsart „Privatwald“ ist zusätzlich vielfach aufgefächert: Neben Wald im Besitz größerer, mittlerer und kleiner Forstbetriebe existiert ein erheblicher Anteil an kleinsten Waldflächen im Eigentum vieler Bürger, oft genug aus dem städtischen Bereich. Waldgenossenschaften, also Wald in ideellem Eigentum mehrerer Personen, wurden teils im Mittelalter gegründet und existieren bis heute. Relativ neu sind dagegen Naturschutzvereine und -stiftungen als Privatwaldbesitzer. Auch die rund 6000 Hektar Kirchenwald im Eigentum der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM), bewirtschaftet durch das Landeskirchenamt und 260 Kirchgemeinden, zählen zum Privatwald. Privatwaldschwerpunkte finden sich in Ost und Mittelthüringen.

800 waldbesitzende Kommunen im Freistaat

Körperschaftswald besitzen etwa 800 Städte, Gemeinden, Zweckverbände und sonstiger Körperschaften im Freistaat. Oft genug befindet er sich in unmittelbaren Randlagen der Kommunen verortet. Die kommunale Selbstverwaltung dieser Wälder führte zur Errichtung von etwa einem Dutzend Kommunalwaldrevieren mit eigenem Forstpersonal im Freistaat. Körperschaftswald entstand oft aus mittelalterlichem Allmendewald, also gemeinschaftlichem Eigentum der Bürger. Waldreiche Kommunen sind etwa die Städte Mühlhausen, Heiligenstadt oder Jena.

Bundes- und Landesforste bilden den Staatswald

Wenige Tausend Hektar Wald sind in Thüringen in Eigentum des Bundes, vorwiegend Truppenübungsplätze. Mit etwa 200.000 Hektar ist der Wald des Freistaats im Eigentum der ThüringenForst-AöR der größte Einzelwaldbesitzer. Dieser ist insbesondere im Thüringer Wald und im Schiefergebirge verortet. Auch der Nationalpark Hainich ist im Flächeneigentum der Landesforstanstalt. Die Landesforste entstanden wesentlich aus altem Kirchen- und Feudalwald, auch das ehemalige preußische Waldeigentum im Freistaat wurde Staatswald.

Treuhandwald als „sterbende“ Waldeigentumsart

Die Privatisierung großer Teile des ehemaligen DDR-Volkswaldes wurde und wird durch eine bundeseigene Gesellschaft (BVVG) vollzogen und absehbar abgeschlossen. Mit Abschluss dieser Arbeiten entfällt die Waldbesitzart Treuhandwald zugunsten des Privatwaldes in Thüringen.

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