Waldumbau - ein Fitnessprogramm für den Thüringer Wald

So sieht der Wald aus, der dem Klimawandel besser trotzen kann: Fichten-Tannen-Buchen-Verjüngung unter laubholzarmen Fichtenaltholz. Aber der Waldumbau hin zu mehr Mischwäldern ist teuer. Foto: ThüringenForst, Abdruck honorarfrei

Der Klimawandel verändert in den nächsten Jahrzehnten die Wachstumsbedingungen für Waldbäume – leider negativ

Thüringens Wälder müssen weiter konsequent umgebaut werden, um in Zukunft gegen den vom Menschen teilweise verursachten Klimawandel gerüstet zu sein. Insbesondere aus Fichten- und Kiefern-Monokulturen sollen laubholzreiche  Mischwälder entstehen. Denn der von Klimaexperten erwartete deutliche Temperaturanstieg, zunehmende trocken-heiße Sommerperioden und die verstärkt regenreichen und schneearmen Winter verschärfen maßgeblich die Wachstumsbedingungen heimischer Bäume. Insgesamt müssen im Freistaat rund 100.000 Hektar Wald mit klimatoleranten Baumarten wie Tanne, Buche oder Eiche angereichert werden. Nur so sind die nachhaltig erbrachten Leistungen der Wälder für Rohstoffversorgung, Naturschutz und Erholung dauerhaft zu sichern.

Die jährlich umgebaute Staatswaldfläche stieg bis 2015 stetig an
„Allein im Staatswald wurden zwischen 2012 und 2015 insgesamt rund 1 Mio. Pflanzen auf 1.330 ha Waldfläche zum Zwecke des Waldumbaus  ausgebracht und damit das Fitnessprogramm für den heimischen Wald kräftig vorangetrieben“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Schwerpunkte des Waldumbaus sind das Hügelland und die mittleren wie Hoch- und Kammlagen des Thüringer Waldes. Zwar setzt ThüringenForst den Waldumbau schon seit Mitte der 1990er-Jahre um (Ökoprogramm Wald), allerdings hat die Intensität der Umbaumaßnahmen  im Lichte immer detaillierter prognostizierter Klimafolgen deutlich an Fahrt gewonnen. Wurden 2012 noch 150 Hektar Wald umgebaut, hat sich die Fläche 2015 mit 485 Hektar mehr als verdreifacht und soll auf diesem Niveau fortgeführt werden.

Waldumbau als Herkulesaufgabe mit Risiken
Dabei beeinflussen zwei wesentliche Rahmenbedingungen die Herkulesaufgabe der Thüringer Försterinnen und Förster: Zum einen müssen die regional überhöhten Reh- und Rotwildbestände auf ein ökosystemverträgliches Maß zurückgeführt werden. Ansonsten äst das Rehwild vorzugsweise das frisch gepflanzte Laubholz radikal weg, während dass Rotwild durch Stammschäle zum schnellen Faulen speziell der Fichten beiträgt. Zum anderen ist der Waldumbau mit ökonomischen Umbrüchen behaftet. Der Umbau selbst kostet viel  Geld und die Erträge aus den heranwachsenden Laubwäldern können im Vergleich zu Nadelwäldern erst später abgeschöpft werden. Deshalb kann die gesamtgesellschaftliche Aufgabe Waldumbau nur bei angepassten Wildbeständen und abgesicherter Finanzierung erfolgen.

Sonderfall Hochlagenfichte in den Kammlagen des Thüringer Waldes
Als wären es der Herausforderungen nicht schon genug, treibt eine „falsche“ Hochlagenherkunft der Fichte Thüringens Förster um. So wurden in den Nachkriegsjahren aus der damaligen Not heraus Fichten aus den Hügellagen, mit breiten, ausladenden Kronen, in die vom Krieg, Sturm und Borkenkäfern zerstörten Kammlagen  des Thüringer Waldes gepflanzt. Von Natur aus wachsen dort aber Fichten mit schmalen Kronen und herabhängenden Ästen. Hohe Schneelasten brechen heute die Kronen der „falschen“ Fichten und lassen Fäulnis in die Bäume eindringen. Auch hier sollen durch Waldumbau Mischwälder aus herkunftsgeeigneten Fichten, Tannen und Buchen entstehen, die den anstehenden klimatischen Veränderungen trotzen können.

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