Walderneuerung nach Friederike – Forstbaumschulen wichtige Partner

Die Diskutanten auf der Bühne des ErlebnisBauernhofes (v.l.: Dr. Carsten Leßner, Alain Paul, Gerald Dohme, Christoph Rullmann, Georg Schirmbeck) Foto: DFWR

Der Klimawandel zwingt Forstbetriebe zum Handeln. Regional akuter Handlungsbedarf nach Orkan Friderike. Die Wahl der richtigen Baumarten und Herkünfte ist entscheidend. Forstbaumschulen sind wichtige Partner bei dieser Mammutaufgabe. Baumartenreiche Mischwälder müssen das Ziel zukunftsorientierter Forstbetriebe sein.

2018 fängt stürmisch an – bereits zu Jahresbeginn fegten mit „Burglind“ und „Friederike“ zwei Orkantiefs über Deutschland hinweg und verursachten stellenweise enorme Schäden. Die Forstbetriebe müssen reagieren und die Wälder auf die künftigen klimatischen Begebenheiten bestmöglich vorbereiten. Wo investive verjüngt wird, stellt hochwertiges Pflanzmaterial eine zentrale Säule des Erfolges dar. Zu diesem Themenfeld veranstaltete der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) im Rahmen der IGW 2018 eine Podiumsdiskussion.

Die Diskutanten Georg Schirmbeck (Präsident Deutscher Forstwirtschaftsrat), Dr. Carsten Leßner (Referatsleiter „Wald und Forstwirtschaft“ im MLUL Brandenburg), Alain Paul (Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Forstbaumschulen) und Christoph Rullmann (Bundesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) waren sich einig: Forstbaumschulen spielen eine wichtige Rolle bei der Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel. Denn sie stellen das vielerorts benötigte Pflanzmaterial bereit. Dabei achten sie auf entsprechende Herkünfte und können so an die vor Ort vorherrschenden Bedingungen angepasste Pflanzen liefern. Ihre große Herausforderung besteht darin, Angebot und Nachfrage an Pflanzen in Einklang zu bringen. Gerade nach Sturmwürfen nimmt die Nachfrage schneller zu, als Baumschulen produzieren können. Die kurzfristigen Großbestellungen führen zu Lieferengpässen bei den Baumschulen und zu Unmut in Forstbetrieben.

Die Kommunikation ist ausbaufähig
„Auch in den Forstbetrieben scheint der ‘Zalando-Effekt’ gegriffen zu haben. Pflanzen werden bestellt, storniert, an mehrere Abladestellen geliefert oder dem Lieferanten wieder mitgegeben. Hier mangele es an entsprechender Kommunikation.“, umreißt Paul die Problematik. „Die Baumschulen bringe diese Vorgehensweise an den Rand der Wirtschaftlichkeit. Jedes Jahr müssen in deutschen Forstbaumschulen 20 Mio. Pflanzen entsorgt werden“, so Paul weiter. Pauls Empfehlungen lauten daher, sich rechtzeitig mit den angestammten Baumschulen in Verbindung zu setzen. Dabei sollten Sortimente und Zeiträume abgestimmt werden. Weiterhin rät er, auf die Zuverlässigkeit des Lieferanten zu achten. So können altbekannte Probleme vermieden werden.

Die Waldbesitzer brauchen qualifizierte Betreuung!
Sachkundige Beratung ist in diesem hochkomplexen Themenfeld unabkömmlich: „Die Waldbesitzenden dürfen bei der Wahl der richtigen Baumart nicht im sprichwörtlichen Regen stehen gelassen werden. Eine umfassende fachliche Beratung und Betreuung kommt in diesen Zeiten eine zentrale Bedeutung zu. Dies muss flächendeckend gewährleistet werden“, konstatiert Schirmbeck.

Aber welche Bäume braucht der Wald? – Die Mischung macht‘s!
Der Wald müsse ein breites Spektrum an Baumarten vorhalten – „vergleichbar mit einem Gemischtwarenladen“, wie es Leßner treffend formuliert. „Nur durch ein breites Baumartenspektrum könnten Wälder auf die möglichen Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, vorbereitet werden“, so Leßner weiter.
In stürmischeren Zeiten und bei steigenden Temperaturen bergen Mischwälder in vielerlei Hinsicht das geringere ökonomische Risiko, bieten ökologische Vorteile und haben den höheren Erholungswert.
Dass die Forstwirtschaft dabei zuletzt einen guten Weg beschreitet, bestätigt Rullmann. So habe sich ein Großteil unserer Wälder von artenarmen Reinbeständen, die oftmals als Nachkriegsaufforstungen aus der Not heraus angelegt worden waren, hin zu artenreichen Mischwäldern entwickelt. Hier werde neben der Bewirtschaftung nicht nur dem Naturschutz Rechnung getragen; auch der Erholungswert unserer Wälder habe in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Dabei dürfen laut Rullmann auch gerne Baumarten wie Edelkastanie, Douglasie und Roteiche in den Fokus genommen werden.
Allen Akteuren der Branche dürfte klar sein, dass Reinbestände ein immenses Risiko darstellen. Denn der Klimawandel beschert uns nicht nur eine Zunahme an Stürmen. Mit steigenden Temperaturen werden auch bisher unbekannten, fremdländischen Schadorganismen Türen und Tore geöffnet. Wichtig ist, dass die Forstbetriebe weiterhin den Dialog mit den Baumschulen suchen und diesen intensivieren. Denn nur gemeinsam kann die Forstwirtschaft dem Klimawandel entgegentreten. Dazu plant der DFWR noch dieses Jahr eine fortführende Veranstaltung.

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