Vom Luchs zum Grünen Besenmoos / Neue LWF-Praxishilfe zur Erhaltung wichtiger und seltener Waldarten

(20. Juli 2022) In unseren heimischen Wäldern haben einige Tier- und Pflanzenarten ihren weltweiten Verbreitungsschwerpunkt. Für diese Arten und den Erhalt ihrer Lebensräume tragen wir daher eine ganz besondere Verantwortung. „Erst die Gemeinschaft der verschiedenen Pflanzen-, Tier- und Pilzarten macht einen Wald aus. Wir wollen diese charakteristische Artenvielfalt in unseren Wäldern für die Zukunft bewahren!“, erklärt Dr. Peter Pröbstle, Leiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Zur Unterstützung der Forstpraxis und des Naturschutzes hat die LWF eine neue Praxishilfe „Tiere und Pflanzen der FFH-Richtlinie im Wald“ herausgegeben.

Die Artenvielfalt in unseren Wäldern ist enorm. Allein 11.900 Tierarten, 1.216 Gefäßpflanzen und 674 Moose sind hier heimisch. Vom Luchs bis zum Grünen Besenmoos: Jede dieser Arten hat ihre spezielle Funktion innerhalb der Artengemeinschaften. Sie greifen wie Zahnrädchen ineinander und sind damit voneinander abhängig. Einige dieser Arten wurden 1992 als „Arten von gemeinschaftlichem Interesse“ unter den Schutz der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) gestellt. Diese Arten sind Stellvertreter für die Vielfalt. Schützt man sie - so der Gedanke - schützt man gleichzeitig auch alle anderen Arten, die in diesen Lebensräumen vorkommen oder an dieselben Strukturen, wie zum Beispiel Höhlenbäume, gebunden sind. In Bayern spielen Wälder als Lebensraum eine besondere Rolle: Die 674 bayerischen Fauna-Flora-Habitat-Gebiete umfassen zusammen 645.000 Hektar; deutlich mehr als die Hälfte davon liegt in den bayerischen Wäldern. Erfreulich ist, dass bei vielen Waldarten der Erhaltungszustand besser ist als in anderen Lebensräumen.

 

Die neu erschienene Praxishilfe hilft Försterinnen und Förstern ebenso wie Waldbesitzenden und Naturschutzfachkräften die wertvollen Lebensräume besonders geschützter Arten in Wäldern zu erkennen. Für die ausgewählten FFH-Arten finden sich in der Praxishilfe auch wichtige Informationen zu ihrer Verbreitung, zu ihrer Ernährung und zu ihrer Raumnutzung. Die zahlreichen Bildbeispiele erleichtern dabei das Erkennen der Arten und Ihrer Lebensräume in der Praxis. Die Broschüre zeigt aber auch auf, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um diese Lebensräume zu erhalten, sie zu verbessern oder wieder herzustellen. „Mit unserer Broschüre unterstützen wir so den bayerischen Weg der Waldbewirtschaftung: Schützen und Nutzen auf gleicher Fläche, um die bayerischen Waldlebensräume und ihr Artinventar zu erhalten - auch in Zeiten des Klimawandels“, so die Autoren der neuen Praxishilfe.