Verkraftet der Wald milde Winter?

Machen die milden Temperaturen den heimischen Wäldern zu schaffen? Anlass zur Sorge bestehe grundsätzlich nicht, sagen die Experten von ThüringenForst.

Untrügliches Zeichen milder Winter: Die Zahl der Waldbesucher nimmt schon zu Beginn des Jahres zu. (Foto: Dr. H. Sproßmann)

Einer, der das Wetter nehmen muss, wie es kommt, ist unser heimischer Wald. Waren Januar und Februar bislang sichere Frost-und Schneetage im Freistaat, scheint sich dies zumindest in den letzten Jahren zu ändern. Aber machen die aktuell milden Temperaturen, an diesem Wochenende sollen zweistellige Wärmegrade erreicht werden, unserem heimischen Wald zu schaffen? Nein, sagen die Waldexperten von ThüringenForst. Die Waldbäume verkraften einen milden Winter durchaus schadlos. Eigentlich…

 

Milde Winter, aber keine Winterstürme

„Was für den Wald nach den Trockenjahren 2018 und 2019 viel wichtiger ist, sind ausreichend Niederschläge“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die Überwachungsergebnisse der über ein Dutzend forstlichen Waldmessstationen im Freistaat, die die Landesforstanstalt unterhält, zeigen, dass nach wie vor teils erhebliche Wasserdefizite in den Waldböden bestehen. Anhaltende und nicht zu intensive Regenereignisse sind also alles andere als schädlich für den Wald. Ein Haken hat die Sache trotzdem: Sollten Winterstürme auftreten, kann dies bei einer milden und regenreichen Wetterlage zur Katastrophe führen, wie Orkantief Kyrill im Januar 2007 eindrücklich gezeigt hat. Denn ein frostfreier, aufgeweichter Waldboden bietet dem Wurzelwerk der Bäume, egal ob Nadel- oder Laubholz, nur eine unzureichende Bodenverankerung. Sturmschäden sind die Folge, oft genug fallen die Bäume samt ihrem riesigen Wurzelwerk den Wetterunbilden zum Opfer.

 

Milde Winter, aber keine Spätfröste

Spätfröste können ebenfalls den Wäldern schaden. Treiben etwa Waldbäume bedingt durch milde Wintertemperaturen schon früh im Jahr aus und bilden zusätzlich Blüten, führen Spätfröste schlimmstenfalls zum Erfrieren von Trieben und Blüten. Während etwa Wildobst besonders darunter leiden würde, können Eichen, Rotbuchen und auch manche Ahornarten selbst dies überstehen. Sie treiben ein zweites Mal aus, etwa Ende Juni - die bekannten Johannistriebe. Dann jedoch ohne Blütenstände und damit ohne Fruchtanhang.

 

Langfristfolgen werden derzeit wissenschaftlich untersucht

„Welche Effekte ein fortgesetzter Temperaturanstieg auf unsere Waldökosysteme haben werden, ist Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen“, so Gebhardt weiter. Hieran arbeitet u. a. die Wissenschaftseinrichtung der Landesforstanstalt, das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha, vielfach in Zusammenarbeit mit weiteren Wissenschaftseinrichtungen. Ziel der Forschung ist es, auf der Grundlage gegebener Standortbedingungen und prognostizierter Klimaentwicklungen durch eine geeignete Baumartenwahl auch künftig vitale Wälder im Freistaat zu erhalten. Der laufende Waldumbau in Thüringens Wäldern ist das Ergebnis bisher vorliegender Erkenntnisse und stimmt Waldbesitzer und Förster optimistisch.
 

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