Sommergewitter im Wald – was ist zu tun?

Bei Eichen zu weichen und Buchen zu suchen ist keine gute Empfehlung. Wenige, aber richtige Tipps können Leben retten.

Gewitter über Jena. (Foto: Daniela Tröger)

Auch wenn in diesem Jahr schwere Hitzegewitter im Freistaat noch nicht häufig auftraten:  Erholungssuchende und Naturfreunde werden oft genug von diesen gefährlichen Witterungserscheinungen beim Waldspaziergang überrascht. Rund 200.000 Volt und mehrere 10.000 Ampere stark, sowie rund 30.000° Celsius heiß sind Gewitterblitze, die Jahr für Jahr in Deutschland zwischen 50 und 150 Opfer fordern. Der Volksmund empfiehlt bei Gewittern im Wald bei „Eichen zu weichen“, hingegen „Buchen zu suchen“. Förster aber wissen: Dies sind keine guten Tipps. Speziell im Wald können wenige, aber richtige Verhaltensmaßnahmen die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden, deutlich senken.

In alle Bäume können Blitze einschlagen
„Unrichtig ist es, dass manche Baumarten häufiger, andere seltener vom Blitz getroffen werden. Der Blitzeinschlag wird in verschiedenen Bäumen nur unterschiedlich stark sichtbar“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Auf Kiefern und Eichen, deren dicke, oft mit Moosen überzogene, Borke das Wasser wie ein Schwamm aufsaugt und damit den auftreffenden Blitz im Rindenkörper ableitet, werden die Blitzschäden besonders offensichtlich. An der glatten Rinde der Buchen, Eschen oder Erlen läuft das Regenwasser fast ungehindert ab. Der Blitz wird in der Regel ohne sichtbare Schäden „außen herum“ gleich einem Blitzableiter in den Erdboden abgeleitet. Der Schutzsuchende unter dem Baum kann aber in jedem Fall getroffen werden.

Lebenswichtige Verhaltensregeln
Auf keinen Fall sollte man bei Gewittern Schutz unter hohen freistehenden Einzelbäumen suchen. Auch Berglichtungen sollten verlassen und tiefer gelegene Waldgebiete aufgesucht werden. Dem Wanderer empfiehlt Gebhardt die 30-30-Regel: Ist der Zeitabstand zwischen Blitz und Donner kleiner als 30 Sekunden droht Gefahr. Steigt er wieder über 30 Sekunden, so ist das Schlechtwetterzentrum am Abziehen. Das Aufsuchen von trockenen Gräben und Böschungen senkt das Risiko, dort sollte man in der Sitzhocke auf Besserung warten – aber keinesfalls mit aufgespanntem Regenschirm. Er wirkt wie ein Blitzableiter, mit tödlichen Folgen. Im Wald bieten niedriges Gebüsch und Dickungen Schutz, ggf. auch eine trockene Höhle. Vollkommen sicher ist man im Innenraum von Fahrzeugen, keinesfalls aber unter einem Fahrzeug. Auch Waldarbeiterschutzhütten sind nicht blitzsicher. Gleiches gilt für viele Wanderhütten.

Wetterberichte, Wanderkarten und Handy-Apps helfen
Jedes zehnte Blitzopfer stirbt an den Folgen des Stromschlages. Rund ein Drittel der Überlebenden muss mit lebenslangen Schäden rechnen: Nervliches Missempfinden speziell in Händen und Beinen, eingeschränktes Kalt-Warm-Empfinden oder psychologische Dissonanzen bis hin zu Depressionen.

Den Wald- und Naturfreunden empfiehlt Gebhardt, vor jeder Wanderung speziell in den Mittelgebirgen, unbedingt den Wetterbericht zu prüfen. Eine App auf dem Mobiltelefon, besser eine gute Wanderkarte gibt im Fall der Fälle Hinweise auf schützende Berghütten mit Blitzschutzanlagen.

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