Scheuer „Nachtmensch“ kommt ans Licht

Augen auf: Im Spätherbst sucht der Feuersalamander frostfreie Überwinterungs- quartiere im Waldboden. Oder in Höhlen, alten Bergwerksstollen und Gebäudekellern. Dort fällt er in eine Winterstarre. Bild: Landesforsten.RLP.de/JonathanFieber

Still und heimlich streift er des Nachts durch naturnahe Laubmischwälder. Viele Menschen haben ihn noch nie gesehen, denn im Schutz der Dunkelheit fühlt er sich besonders wohl. Doch mit etwas Glück lässt sich der schwarzgelbe „Lurch des Jahres“ jetzt im Herbst auch tagsüber beobachten. Gregor Nassen von den Landesforsten Rheinland-Pfalz weiß, wo der Feuersalamander sich am liebsten aufhält und verrät, was Haus- und Gartenbesitzende beachten sollten.  

„Feuersalamander leben da, wo es kühl und feucht ist: zum Beispiel in Bachtälern mitten im Wald. Er versteckt sich gerne in Baumstümpfen, Ritzen und Felsnischen. Diese Tagesverstecke sind sehr wichtig für den Feuersalamander“, erklärt Förster Nassen. „Jetzt, im Herbst wagt er sich auch ans Tageslicht – vor allem nach starken Regenfällen. Denn er ist auf der Suche nach einem passenden Ort zum Überwintern.“

Beliebt bei Gartenbesitzenden
Feuchte Laubmischwälder sind der typische Lebensraum des Feuersalamanders. Aber wenn es in einem Siedlungsgebiet geeignete Gewässer und Verstecke gibt, z.B. in Gärten oder in Mauerritzen, dann kann sich der Feuersalamander auch hier wohlfühlen. Ganz zur Freude aller Gartenbesitzenden. Stehen doch lästige Insekten und Nacktschnecken auf seinem Speiseplan. Reisighaufen und Komposthaufen können im Garten als Winterquartier dienen. „Aber man sollte nicht enttäuscht sein, wenn sich dort kein Feuersalamander einfindet. Auch Igel oder Haselmaus sind dankbar für solche Rückzugsorte“, verrät Gregor Nassen.

Der kleine Lurch ist wehrhaft
Es passiert leider immer wieder, dass Salamander bei ihrer Suche nach einem geeigneten Winterquartier in Kellerabgänge oder Schächte fallen. Deshalb ist es gut solche „Salamanderfallen“ regelmäßig abzusuchen. Doch Vorsicht: Wenn der Feuersalamander angefasst wird, sondert er eine Flüssigkeit ab um Feinde abzuwehren. Das Hautsekret ist zwar für den Menschen nicht gefährlich, kann aber unangenehme Reaktionen der Haut hervorrufen. Gregor Nassen empfiehlt deshalb Handschuhe zu tragen, wenn man die Tiere anfassen muss.

„Lurch des Jahres“ 2016
Nicht nur weil er „Lurch des Jahres“ 2016 ist, zählt der Feuersalamander zu den Arten, für deren Erhalt Deutschland international eine besondere Verantwortung trägt. Ein großer Anteil der Weltpopulation kommt in Deutschland vor. „Diese Verantwortung nehmen wir Forstleute gerne an. Mit der naturnahen Waldwirtschaft fördern und unterstützten wir den Feuersalamander: Wir schaffen Laubmischwälder mit ausreichend vielen toten Bäumen und mit geschlossenen Waldflächen, die einen Wechsel zwischen Licht und Schatten und natürliche Bachläufe bieten“, macht Gregor Nassen deutlich.

Wie der schwarz-gelbe Lurch zu seinem Namen kam
Der deutsche Name des Feuersalamanders geht auf den Glauben zurück, dass der auffällige Lurch fähig sei, durch seine Hautsekrete Feuer zu löschen. Der römischen Historiker und Schriftsteller Gaius Plinius Secundus. (23–79 n. Chr.) beschrieb dies in seiner „Naturalis Historia“. Wenn es irgendwo brannte, wurde es gefährlich für den Feuersalamander, denn die Menschen suchten ihn, und warfen ihn ins Feuer. Heute weiß man, dass die Feuersalamander aus ihren kräftigen Ohrdrüsen und Rückendrüsen ein Hautgift abgeben, das für Feinde beim Verschlucken tödlich wirken kann und die Lurche zugleich vor Infektionen schützt.

Hintergrundinformation: Feuersalamander (Salamandra salamandra)

Erscheinungsbild
Kräftig gebauter, landlebender Schwanzlurch mit breitem, flachem Kopf, kurzen Gliedmaßen und rundem Schwanz.
Gesamtlänge meist 14–18 cm, in Südeuropa selten bis maximal 28 cm
Glatte, glänzende Haut mit Drüsenreihen beiderseits unterhalb der Rückenmitte und einem Paar großer Ohrdrüsen (Parotoiden) am Hinterkopf, aus denen bei Gefahr ein starkes Hautgift abgesondert wird.
Schwarz und gelb (selten orange bis rötlich) gefleckte oder gebänderte Rückenzeichnung, individuell und je nach Unterart sehr variabel.
Bauch schwarz bis grau oder schwach gelblich gefleckt. Larven mit Außenkiemen und hellen Flecken an den Beinansätzen.

Lebensraum und Lebensweise
Der Feuersalamander ist eine am Boden lebende Amphibienart. Sie bevorzugt feuchtkühle, von Quellbächen durchzogene Laub- und Mischwälder. Da die Larven im Wasser leben, brauchen sie langsam fließende, nährstoffarme und kühle Gewässer mit Stillwasserbuchten, die fischfrei sein müssen. Dort bringen sie lebendige Junge (Larven) zur Welt. Nach ungefähr drei Monaten ist der Feuersalamander erwachsen.

Sowohl die Larven als auch der erwachsene Feuersalamander fressen fast jede Beute, die sie überwältigen können. An Land werden vor allem Nacktschnecken, Spinnen, Insekten und Regenwürmer verzehrt. Den wasserlebenden Salamanderlarven dienen Kleinkrebse, Insektenlarven und Bachröhrenwürmer als Nahrung. Fressfeinde der Larven sind räuberische Fische, Insektenlarven und Flusskrebse, aber auch Wasserspitzmäuse und Vögel. Aufgrund ihrer Hautgifte haben erwachsene Feuersalamander nur wenige natürliche Feinde wie Igel, Dachse, Wildschweine oder Ratten.

Die meiste Zeit verbringen die nachtaktiven Feuersalamander in Verstecken, die sie meist nur bei Regen und Temperaturen über 8 °C verlassen. In Mitteleuropa zieht sich der Feuersalamander im Spätherbst in frostfreie Überwinterungsquartiere im Waldboden oder in Höhlen, alten Bergwerksstollen und Gebäudekellern zurück, wo er in eine Winterstarre verfällt. Im Februar oder März wird er bei steigenden Temperaturen und Niederschlagsmengen wieder aktiv. In milden Wintern und klimatisch günstigen Regionen können aktive Tiere aber das ganze Jahr über beobachtet werden.

Gefährdung
Die größte Gefahr für Feuersalamander stellen die Zerstörung, Verschmutzung und Zerschneidung seiner Lebensräume dar. Er ist angewiesen auf Laub- und Mischwälder. Die zahlreichen überfahrenen Salamander zeigen, dass auch Straßen und Waldwege ein erhebliches Gefahrenpotenzial bergen.

Eine neue Bedrohung stellt der erst 2013 wissenschaftlich beschriebe Chytridpilz dar, der die Amphibienhaut angreift. In verschiedenen Gebieten der Erde befällt die Pilzinfektion alle dort vorkommenden Amphibienarten und führt zu massiven Bestandesverlusten. Ursprung der Erkrankung ist vermutlich Südafrika. Verantwortlich für weltweite Verbreitung ist der weltweite Handel mit Amphibien.

Die wichtigsten Gefahren:

  • Zerschneidung von Laub- und Mischwäldern sowie Aufforstungen mit Nadelbaum-Monokulturen
  • Beseitigung von Totholz, Mauerspalten, Stein- und Holzhaufen, Hecken, Gehölzstreifen und Verschluss von alten Stolleneingängen
  • Ausbau des Verkehrsnetzes und Siedlungsbau
  • Zunehmender, freizeitbedingter Verkehr auf Waldwegen in der Dämmerung
  • Fallenwirkung von Gullys und Sickerschächten
  • Ausbau, Bebauung und Begradigung kleiner Bachläufe (verstärkte Larvendrift)
  • Gewässerverschmutzung, insbesondere durch Düngemitteleintrag
  • Fischbesatz in natürlicherweise fischfreien Larvengewässern
  • Bedrohung durch den Chytrid-Pilz

Schutzmaßnahmen:

  • Erhaltung und Entwicklung naturnaher, totholzreicher Mischwälder
  • Schutz bestehender und Optimierung ehemaliger Larvengewässer unter anderem durch Einbringung von Totholz sowie Gewässerneuanlage
  • Beseitigung bachbegleitender Nadelbäume zugunsten von standorttypischen Laubbäumen
  • Rückbau von Verrohrungen
  • Schutzmaßnahmen an Straßen (Amphibienschutzanlagen und nächtliche Wegesperrungen)
  • Hygienemaßnahmen (Desinfektion von Ausrüstungsgegenständen) zur Verhinderung der Ausbreitung des Chytrid-Pilzes

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Herpethologie und Terrarienkunde, Arbeitsgruppe Feldherpetologie und Artenschutz, Naturdetektive


www.wald-rlp.de