Praxisforschung und Fachkompetenz für die heimischen Wälder

Die ThüringenForst-AöR feiert das 30+1-jährige Jubiläum ihrer Fachbehörde am Standort Gotha. Bündelung von Forstforschung ergänzt um Spezialfachrichtungen hat sich bewährt

Erfurt (hs): Eigentlich sollte schon 2021 gefeiert werden, die Pandemie machte den Forstleuten aber einen Strich durch die Rechnung. Deshalb wird jetzt das 30+1-jährige Jubiläum des Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrums Gotha (FFK) nicht minder stolz gefeiert. Der Vorstand der ThüringenForst-AöR, Volker Gebhardt und Jörn Ripken, und die Leiterin des FFK, Corinna Geißler, begrüßen hierzu Ministerpräsident Bodo Ramelow, Forst-Staatssekretär Torsten Weil und Gothas Bürgermeister Ulf Zillmann. Daneben sind rund 150 aktive und ehemalige Beschäftigte der Einrichtung, aber auch viele Gäste aus Thüringen und Deutschland anwesend, um dieses Jubiläum in der Stadthalle Gotha zu genießen. „Das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha blickt auf eine lange Geschichte forstfachlicher Basisarbeit zurück, die lebendiger denn je ist. Seine Arbeit ist die Voraussetzung, den Wald in Thüringen in Zeiten schwieriger klimatischer Veränderungen erhalten und entwickeln zu können. Der umfangreiche Datenbestand ist ein Schatz, der kontinuierlich gepflegt und erweitert wird und fundierte fachliche Aussagen erlaubt. Mein Dank gilt vor allem den Mitarbeitenden des FFK Gotha. Durch ihre hervorragende Arbeit ist es möglich, qualifizierte Antworten auf die aktuellen Herausforderungen - wie Dürre, Borkenkäfer-Kalamität und neuartige Waldschäden – zum Erhalt seiner Thüringer Wälder zu geben. Ich wünsche dem gesamten Team alles Gute für die Zukunft“, so Ministerpräsident Bodo Ramelow in seiner Grußrede.

 

Fast 200 Jahre: Vom Forsthaus und Hofjägerei zur Forstfachbehörde

Das FFK Gotha ist unser Forschungs- und Kompetenzzentrum für einen klimaresilienten und zukunftsfähigen Wald. Es ist das strategische Scharnier zwischen angewandter Forschung, hoheitlichem Bereich der ThüringenForst-AöR und dem Praxisbetrieb. Mit der Landesförderung, einer verstetigten Finanzzuführung und einer Ausbildungsoffensive ist die Zukunft und die Weiterentwicklung des FFK gesichert“, erklärt Forst-Staatssekretär Torsten Weil. 1828 als Forsthaus und Hofjägerei, unmittelbar gegenüber dem Marstall unweit des Schloßes Friedenstein gegründet, fand 1935 das Thüringische Forstamt Gotha hier seinen Sitz. 1978 wurde das heutige Gebäudeensemble als Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb Gotha errichtet. 1991 erfolgte sodann die Gründung der Vorläufereinrichtung des FFK, die Thüringer Forsteinrichtungs- und Versuchsanstalt. Heute beschäftigt das FFK knapp 100 Forstleute und befasst sich neben verschiedenen Forstfachbereichen insbesondere mit Forschungsfragen und dem Versuchswesen. Letzteres hat in Thüringen eine alte Tradition. So finden sich in Thüringens Wälder Versuchsflächen, die zu den ältesten in Deutschland gehören. Grundsätzlich ist das FFK auf die angewandte Praxisforschung zum Vorteil aller Waldbesitzarten ausgerichtet. Aber auch Politik und Verwaltung profitieren von den Arbeitsbereichen und der Datenfülle des FFK.

 

Klimawandel hat Aufgabenstellung verändert

Die immer deutlicher werdenden Folgen des fortschreitenden Klimawandels für die heimischen Wälder haben auch das Aufgabenprofil des FFK speziell in den letzten zehn Jahren deutlich verändert“, so die Leiterin des FFK, Corinna Geißler. Forschungsfragen zur Eignung klimaresilienter Baumarten auf unterschiedlichen Standorten, waldbauliche Verfahren zur effizienten Begründung zukunftssicherer Forstkulturen, ertragskundliche Fragestellungen zu Wäldern im Trockenstress, der großflächige Waldumbau hin zu artenreichen Mischwäldern oder auch satellitengestützte Schadflächenerfassungen sind in den Vordergrund gerückt. Auch die Forschungsarbeit in deutschen wie internationalen Verbundnetzen ist wichtiger geworden und oft Voraussetzung für zusätzliche Forschungsgelder. Dies bedeutet nicht automatisch, dass vorhandene Strategien korrigiert werden müssen. Im Gegenteil: Der Mitte der 1990er Jahre begonnene Aufbau eines Netzes von Waldmessstationen war eine zukunftsweisende Entscheidung. Mit inzwischen 15 Messstationen verfügt das FFK über ein landesweit hervorragendes Wald-Umweltmonitoringsystem. Nunmehr 31 Jahre forstliche Praxisforschung, Wald-Umweltmonitoring, Waldschutzmeldewesen, Standortkartierung oder Inventur- und Planungsverfahren – das FFK ist für die Zukunft solide aufgestellt. Für die ThüringenForst-AöR ist zudem die Expertise der Beschäftigten des IT-Bereichs existenziell. Das ist gut so, denn die Herausforderungen für unsere Wälder in Zeiten des Klimawandels werden nicht nur immer größer, sondern auch immer schneller.