Niedersächsische Kulturpflegetechnik (NKT)

NLF gehen neue Wege in der Kulturpflege

Quelle: Niedersächsische Landesforsten / NLF

Quelle: Niedersächsische Landesforsten / NLF

(Braunschweig / Münchehof/Seesen) In den Niedersächsische Landesforsten sind in den letzten Jahren durch Kalamitäten, wie Sturm, Dürre und Borkenkäfer umfangreiche Kahlflächen entstanden, die wiederbewaldet werden müssen. Zusammen mit dem gleichzeitig zu forcierenden Waldumbau nach dem LÖWE-Programm ergibt sich ein immenses Pensum investiver Verjüngung, die in den ersten Standjahren gepflegt werden muss. Vor diesem Hintergrund hat das Forstliche Bildungszentrum (NFBz) der Niedersächsischen Landesforsten (NLF) bestehende Verfahren evaluiert und unter Einbeziehung von Akkutechnik die Niedersächsische Kulturpflegetechnik entwickelt.

 

Die bisher in der Kulturpflege eingesetzten Geräte sind oft ergonomisch ungünstig oder führen, vor allem im Falle des Freischneiders, zum versehentlichen Verlust der eigentlich zu pflegenden Pflanze. Im Niedersächsischen Forstamt Reinhausen erprobten Mitarbeitende der NLF deshalb erstmals den Einsatz von Akku-Heckenscheren (HSA), wie sie üblicherweise im Gartenbau zum Einsatz kommen. Im Modell HSA 94R von STIHL fand sich ein Gerät, das über einen ausreichend kräftigen Motor verfügt und dessen Akku am Gürtel des Bedieners getragen werden kann. Da der Anwender sich deutlich näher an der zu pflegenden Pflanze befindet, ist die Gefahr, diese versehentlich abzuschneiden, deutlich verringert.

 

Da das etwa 4 Kilogramm wiegende Gerät bei der Arbeit nicht auf dem Knie abgestützt werden kann, ergeben sich jedoch ergonomische Nachteile. Wirbelsäule, Arm- und Schulterbereich werden durch die Vorhalteposition erheblich belastet.

 

Verfahrensentwickler am NFBz kombinierten das Gerät deshalb mit einem rückentragbaren Geräteträger, wie er im Gartenlandschaftsbau eingesetzt wird. Dieser „Toollift“ sorgt dafür, dass 3 Kilogramm des Werkzeuggewichts über einen Federzug abgefangen und so gleichmäßig und körperschonend über das Tragegestell auf den Körper verteilt werden. Auch der Akku der Heckenschere wird an dem Tragegestell befestigt. Die HSA hängt nun in Arbeitshöhe vor dem Anwender, der das Gerät nur noch führen muss. Die Belastung für Wirbelsäule, Schultern und Arme sinkt somit deutlich.

 

Um eine professionelle und technisch ausgereifte Verbindung zwischen dem Toollift und der HSA herzustellen, konstruierten die Entwickler am NFBz einen Aufnahmebügel, der nach Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung am Gerät angebracht wurde. Der Aufnahmebügel ermöglicht störungsfreies Arbeiten und eine optimale Aufnahme des Karabiners am Toollift.

 

Drei Arbeitsgruppen der NLF werden das Arbeitsverfahren nun unter verschiedenen Bedingungen erproben. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf Ergonomie, Arbeitsqualität und Leistung. Nach den ersten Versuchen loben die Anwender vor allem die im Vergleich zu herkömmlichen Kulturpflegeverfahren deutlich geringere Arbeitsschwere.

 

Der Test wurde durch die Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung vorbereitet.

 

Zur persönlichen Schutzausrüstung gehören neben Forstsicherheitsstiefeln, signalfarbener Oberbekleidung, Handschuhen und Gesichtsschutz auch eine spezielle Hose, die den Anwender vor Quetsch- und Schnittverletzungen durch die Heckenschere schützt.

 

Geplant ist, die Erprobung auch auf Geräte anderer Hersteller auszuweiten.

 

Im Falle der Bewährung des Arbeitsverfahrens in der anstehenden Pflegesaison soll es als Niedersächsische Kulturpflegetechnik (NKT) in den NLF zur Anwendung kommen.