Neue Bäume für den Wald von morgen

MdB Cajus Caesar, Dr. Norbert Asche (Wald und Holz NRW und Koordinator des Gesamtprojekts), Sts Dr. Heinrich Bottermann und Andreas Wiebe (Leiter Wald und Holz NRW). Foto: Wald und Holz NRW

Spaziergängern im Arnsberger Wald wird sich bald ein interessanter Anblick bieten. Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen pflanzt hier im Rahmen eines Forschungsprojektes auf
einigen Versuchsflächen Baumarten an, die ursprünglich aus Südosteuropa, Asien oder Amerika stammen und dort auf vergleichbaren Standorten leben. Ähnliche Versuchsflächen hat Wald und Holz NRW im Juni 2017 bereits als Projektpartner zusammen mit dem Landesverband Lippe auf Standorten im Lipper Bergland eingerichtet. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe (FNR) unterstützt.  

Der lippische Bundestagsabgeordnete Cajus Caesar, Mitglied des Haushaltsausschusses im Deutschen Bundestag und dort Hauptberichterstatter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, ist ein überzeugter Unterstützer des Projektes. Durch den Einsatz von Caesar ist es gelungen die Bundesmittel für die nationale nachhaltige Waldwirtschaft in dieser Wahlperiode zu verdoppeln, auf jährlich 10 Millionen Euro. „Über die FNR können so Projekte unbürokratisch und flexibel umgesetzt werden. Davon profitiert nicht nur Wald und Holz NRW, sondern Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft im gleichen Maße“, betont Cajus Caesar.
Dr. Heinrich Bottermann, Staatssekretär für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, begrüßt die Förderung des Forschungsvorhabens durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe: "Solche Anbauversuche zur Eignung auch eingeführter Baumarten sind ein wichtiger wissenschaftlicher Beitrag zur Weiterentwicklung waldbaulicher Empfehlungen für die forstliche Praxis. Im Rahmen des derzeit gemeinsam mit den Waldeigentümerverbänden erarbeiteten Waldbaukonzepts NRW werden wissenschaftlich besonders abgesicherte eingeführte Baumarten auch bereits berücksichtigt."

Eingeführte Baumarten im Klimawandel
Baumarten aus anderen biogeografischen Regionen sind im Hinblick auf Umweltveränderungen häufig geeignet, um vitale Mischwälder und die heimische Holzversorgung zu sichern. Die Douglasie – die derzeit am weitesten verbreitete nichteinheimische Baumart unserer Wälder – ist zum Beispiel besser an sommerliche Trockenheit und Hitze angepasst als die wirtschaftlich wichtige Fichte. Nachhaltige Holznutzung ist ein wichtiges Instrument gegen den Klimawandel, denn Holz kann fossile Rohstoffe und Energieträger ersetzen und als Kohlenstoffspeicher fungieren.
„Schon heute kann Deutschland seinen Holzbedarf nicht mehr durch die aktuelle Nutzung in heimischen Wäldern decken – nicht weil wir insgesamt zu wenig Holz hätten, sondern weil die verschiedenen Waldeigentümer nur einen Teil des jährlichen Holzzuwachses ernten und verkaufen. Am Holzmarkt besonders gefragt ist Nadelholz. Um diese Nachfrage auch in Zukunft decken zu können, ist es sinnvoll, Alternativen zu den heimischen Nadelbaumarten in unsere Wälder zu integrieren“, erklärtee Dr. Norbert Asche von Wald und Holz NRW, Koordinator des Gesamtprojektes.

Forschung für die Praxis
In dem jetzt beginnenden Vorhaben sollen auf den insgesamt über 26 Hektar großen Versuchsflächen im Sauerland und im Lipper Bergland insgesamt sieben Nadel- und vier Laubbaumarten möglichst in Mischung mit der heimischen Rotbuche angebaut werden: Atlaszeder (Cedrus atlantica), Küstentanne (Abies grandis), Araukarie (Araucaria araucana), Westliche Hemlocktanne (Tsuga heterophylla), Küstenmammutbaum (Sequioa sempervirens), Gebirgsmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), Baumhasel (Corylus colurna), Edelkastanie, (Castanea sativa), Orientbuche (Fagus orientalis), Platane (Platanus orientalis) und Sicheltanne (Cryptomeria japonica). Alle diese Arten wachsen hierzulande bislang nur in geringem Umfang und teils auch nur als Straßen- und Parkbäume. Dennoch bieten sie großes Potenzial: Diese Baumarten liefern in ihren jeweiligen Ursprungsländern, die klimatisch betrachtet mit Deutschland vergleichbar sind, ein hochwertiges und in der Industrie nachgefragtes Holz.

Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW: „Dieses Projekt ist ein weiterer wichtiger Baustein unser Waldforschung für die Praxis. Unsere Forstleute sind die Hüters des Waldes. Das bedeutet, dass Sie sich verantwortungsvoll auch um die Wälder von morgen kümmern müssen. Die Waldbesitzenden brauchen eine in die Zukunft gerichtete Beratung, denn sie müssen ihre Wälder fit für den Klimawandel machen, damit auch nachfolgende Generationen von Waldbesitzenden nachhaltige Forstwirtschaft betreiben können. Der richtige Einsatz fremdländischer Baumarten beim Waldumbau bekommt eine immer größere Bedeutung. Dieses Projekt hilft uns die Beratung der Waldbesitzenden auf der Grundlage wissenschaftlicher Fakten an die globalen Veränderungen anzupassen.“

Der lippische Bundespolitiker Cajus Caesar ist ausgebildeter Förster und engagierter Waldbesitzer. „Bereits in den 1980er Jahren haben wir in meinem damaligen Revier im Kalletal Küstentannen angepflanzt, allerdings nicht unter genormten wissenschaftlichen Bedingungen. Ich wollte die Entwicklung dieser Baumart beobachten um einzuschätzen, ob sie sich überhaupt für das Revier eignet. Heute kann ich stolz sagen: Neben einem sehr hohen Zuwachs an wertvollem Bauholz, bieten die duftenden Küstentannen auch noch ein attraktives Bild für den Waldbesucher“, erklärte Cajus Caesar.

Ausblick
In der dreijährigen Projektlaufzeit sollen die Versuchsflächen etabliert und das Anwuchsverhalten sowie eventuelle Schädigungen dokumentiert werden. Außerdem wollen die Wissenschaftler ein Untersuchungsdesign für ein langfristiges Monitoring der Flächen erarbeiten. Dieses soll die nachhaltige wissenschaftliche Untersuchung der Flächen sicherstellen und fundierte Ergebnisse liefern.


Weitere Informationen unter
www.wald-und-holz.nrw.de