Kommt der Waldmaikäfer zurück?

An den jetzt austreibenden Buchen, Ahorne und Eichen findet der Waldmaikäfer viel frische Blattnahrung. Kahlfraß ist derzeit aber nicht zu befürchten. (Foto: ThüringenForst)

Viele kennen ihn nur noch aus der Literatur, aus der Musik oder vom Schokoladenregal. Die Großelterngeneration hat ihn allerdings als üblen Schädling in Feld und Wald in Erinnerung, der in der vergangenen Jahrhunderthälfte auch im Freistaat, etwa im Eichsfeld, ganze Laubwälder kahlgefressen hatte: Der Waldmaikäfer. Der ab Mai flugaktive, derzeit rare Frühlingsbote könnte allerdings in den nächsten Jahren auch im Freistaat eine Renaissance erleben. Der vom Menschen verursachte Klimawandel scheint es möglich zu machen.

 

Klimawandel bringt den Maikäfer in Schwung
„Durch höhere Jahresmitteltemperaturen und verlängerte Vegetationsperioden scheint sich der Entwicklungszyklus einiger Maikäferpopulationen in letzter Zeit beschleunigt zu haben“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Experten vermuten, dass der bisherige vierjährige Entwicklungszyklus von der Eiablage bis zum Insekt sich künftig auf ein Jahr verkürzen könnte. Auch wenn Thüringen kein „klassisches“ Maikäferland ist, dürfte diese Entwicklung den Weg des brummigen, aber durchaus flugaktiven Insekts aus den Nachbarbundesländern Hessen oder Sachsen-Anhalt nach West- und Nordthüringen öffnen. Zumal der Waldmaikäfer in Thüringen zwar selten, aber keineswegs ausgestorben ist.

 

Für den Wald ist der Engerlingsfraß gefährlich
Während der Blattfraß der Käfer im Frühjahr vorwiegend an Eichen und Buchen Waldbesitzer und Forstleute durch den Vitalitätsverlust zwar ärgert, kann der Fraß der Engerlinge im Boden zu einer Katastrophe werden. Bereits zwei bis drei Engerlinge je Quadratmeter Waldboden können verheerende Schäden durch Wurzelfraß an Jungbäumen verursachen. Natürliche Widersacher wie die maikäferfressenden Fledermäuse, viele Vogelarten, aber auch Wildschweine und Dachs können Massenvorkommen des populären Krabblers nicht eindämmen.

 

Ab 1950 wurde dem Brummer fast der Garaus gemacht
Mit dem erweiterten Grünlandumbruch und dem Einsatz von Pestiziden wurde in den Nachkriegsjahrzehnten dem Käfer auch in Thüringen fast der Garaus gemacht. Dies so nachhaltig, dass bis heute die Populationen stark reduziert sind und sich erst in den letzten etwa 20 Jahren wieder erholten. Aktuell wird in einzelnen Regionen Süddeutschlands die Bekämpfung des Waldmaikäfers wegen regionaler Massenvermehrungen wieder aufgenommen.

Davon sind Thüringens Wälder noch weit entfernt. Die Förster melden derzeit zwar die Sichtung einzelner Exemplare, nennenswerte Schäden sind aber nicht festzustellen. Die Waldschutzexperten bei ThüringenForst erfassen den Waldmaikäfer in ihrer Schädlingsstatistik derzeit nicht – aber was nicht ist, kann mit dem drohenden Klimawandel ja noch werden.

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