Klimawandel fordert die Erben des Oberberghauptmannes von Carlowitz heraus. DFWR-Präsident Schirmbeck: „Wir dürfen nicht zulassen, dass wir unser Waldkulturerbe verlieren!“

v.li.n.re.: Katrin Jechorek, Schulleiterin Grundschule Rabenstein Hans von Carlowitz; Dr. Dieter Füsslein, Carlowitz-Gesellschaft e. V.; Thomas Schmidt, Sächsischer Forstminister; Felicitas von Carlowitz; Georg Schirmbeck, DFWR-Präsident; Johannes von Carlowitz; Utz Hempfling, Landesforstpräsident Sachsen; Ulrich Göthel, Förster Revier Grüna; Forstwirt; Bernd Ranft Forstbezirk Chemnitz. Foto: DFWR

Der sächsische Oberberghauptmann Hans von Carlowitz hat für die Forstwirtschaft in Deutschland eine besondere Bedeutung. Vor über 300 Jahren begründete er das Prinzip der Nachhaltigkeit. „Damit schuf er den Markenkern, der die deutsche Forstwirtschaft bis heute auszeichnet und sich zu einem Exportschlager entwickelt hat. Waldbesitzende und Forstleute nutzen nicht mehr Holz, als nachwächst. Dieser Grundsatz ist ihre DNA und zugleich Berufsethos“, sagte Georg Schirmbeck am Mittwoch (6. März) bei einer Kranzniederlegung auf Burg Rabenstein in Chemnitz, anlässlich des 305. Todestages des Oberberghauptmannes von Carlowitz.

Die Forstwirtschaft von heute steht vor vergleichbar großen Herausforderungen, wie von Carlowitz seinerzeit. Die Folgen des Klimawandels haben Waldbesitzende und Forstleute vor allem im letzten Jahr zu spüren bekommen. „Die Schäden in den Wäldern Sachsens und darüber hinaus auch in vielen weiteren Regionen Deutschlands übertreffen die Schäden, die das Waldsterben vor 35 Jahren forderte, wir stehen vor einer Mammutaufgabe“, sagte Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft. Bestätigen sich die Prognosen, dann könnte sich diese Entwicklung im Jahr 2019 nahtlos fortsetzen.

„Die Forstwirtschaft hat im Klimawandel eine schwierige Doppelrolle: sie ist Opfer und Retter zugleich. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald mit Sturm-, Dürre,- und Borkenkäferschäden treffen die Forstwirtschaft schwer. Andererseits stellen sich Waldbesitzende und Forstleute der Jahrhundertaufgabe und überlassen es nicht dem Zufall, den Wald stabil und zukunftssicher zu machen“, betonte Minister Schmidt. Die aktuelle Situation fordere ein hohes Engagement und den gesamten Sachverstand der Branche auf allen Ebenen heraus.

„Der Wald in Deutschland ist ein besonderes Kulturerbe, um das uns die Welt bewundert und den Waldbesitzende und Forstleute für die Gesellschaft seit Generationen pflegen. Dieses Kulturerbe ist in Gefahr und wir müssen heute alles daransetzen, dass wir es nicht verlieren“ betonte Schirmbeck. ?
„In diesem Sinne ist von Carlowitz aktueller denn je, sagt Dr. Dieter Füsslein von der Carlowitz-Gesellschaft. „Unser Verein kümmert sich um das geistige Erbe von Carlowitz. Wir wollen der Nachwelt nicht nur das Andenken an eine große Persönlichkeit vermitteln, sondern vor allem die Bedeutung seines Verdienstes für die Gesellschaft von heute herausstellen. Die Waldfläche in Deutschland zum Beispiel hat sich seit dem Wirken von von Carlowitz verdoppelt“, betonte Dr. Füsslein.
Minister Schmidt: „Wir müssen und werden den Umbau der sächsischen Wälder in klimastabile und anpassungsfähige  Wälder weiter vorantreiben. Das erfordert umfangreiches Fachwissen, waldbauliches Geschick, Geduld aber insbesondere finanzielle und personelle Ressourcen. Da sind wir in Sachsen gut aufgestellt.“ DFWR-Präsident Schirmbeck stimmt dem Minister zu: „Diese Forderung lässt sich auf die Forstwirtschaft in ganz Deutschland übertragen. „Das ist nicht selbstverständlich und kein Selbstläufer, betont Schirmbeck. „Dafür benötigt die Forstwirtschaft in Deutschland dringend ausreichend und gut ausgebildetes Personal, auskömmliche Rahmenbedingungen sowie eine engagierte Forstpolitik,“ forderte Schirmbeck. Es dürfe nicht sein, dass beim Forstpersonal in den Ländern immer zuerst der Rotstift angesetzt werde, um die Haushalte zu sanieren.
Gleichzeitig müsse sich die Branche noch stärker mit den Akteuren in Europa und weltweit vernetzen, weil der Klimawandel keine Grenzen kenne. „Der Deutsche Forstwirtschaftsrat wird sich deshalb auch stärker für eine gemeinsame europäische Forstpolitik engagieren, zum Beispiel im Rahmen der Waldstrategie für Europa“, betonte Schirmbeck.

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