Kleine Eicheln und taube Bucheckern - Trockener Sommer schränkt Hoffnung auf gute Saatguternte ein

Für die Nachzucht neuer Buchen werden die Bucheckern mihthilfe von Netzen geerntet (Foto: Stefan Befeld, Wald und Holz NRW)

Es knackt zurzeit ganz schön im Wald. Ein Spaziergang, ohne auf die kleinen, harten Früchte zu treten, das ist im Moment gar nicht so einfach. Jetzt im Herbst prasseln die reifen Eicheln und Bucheckern zu tausenden aus den Kronen der Bäume herunter. Bis Ende Oktober haben unsere Försterinnen und Förster das kostbare Saatgut in ausgewählten Waldgebieten geerntet.

Das Jahr 2018 startete vielversprechend als Mastjahr. So bezeichnen Forstleute die Jahre, in denen die Waldbäume besonders viele Früchte produzieren. Eine zeitgleich so gute Blüte nahezu aller Baum- und Straucharten wie in diesem Jahr ist selten. Das passiert alle fünf bis zehn Jahre. Wie sich aber nun der unerwartet heiße und trockene Sommer auf die Saatguternte ausgewirkt hat, weiß Martin Rogge vom Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald. "Die schwierige Wetterlage hat in einigen Bereichen die reiche Ernte verhindert. Vor allem viele Eichen haben ihre Fruchtansätze frühzeitig abgeworfen, um bei der Dürre das wenige Wasser besser nutzen zu können. Deutlich kleiner waren zum Teil auch die Früchte der Wildkirschen", fasst er die schlechte Ernte zusammen.

"Zugleich beobachten wir starke Unterschiede innerhalb und zwischen verschiedenen Beständen - je nach Wasserversorgung und individueller Beschaffenheit der Bäume" beschreibt Martin Rogge die sehr unterschiedlichen Ernteergebnisse. Einzelne sehr gute Bestände können aber nicht darüber hinwegtäuschen: Die Qualität der Samen ist in dieser Erntesaison schlechter als in den Jahren zuvor. Wer in den letzten Wochen im Wald unterwegs war, wird sie vielleicht in der Hand gehabt haben: hohle oder taube Bucheckern. "Die Früchte der Buchen sind teilweise früher als erwartet sehr weit ausgeprägt, andere haben gar keine Samen ausgebildet", erklärt Martin Rogge. "Daher können wir nicht von einer zufriedenstellenden Ernte in diesem Jahr sprechen", so der Saatgutexperte weiter.

Bei der Ernte lesen Erntehelferinnen und -helfer, die von den Forst- und Saatgutbetrieben beauftragt wurden, zunächst die Eicheln mühsam mit der Hand vom Boden auf. Herabfallende Bucheckern werden mithilfe engmaschiger Netze gesammelt, die sie zuvor unter Buchen ausgelegt haben. Anschließend werden die Früchte gesiebt, gereinigt und in Säcke gefüllt. Zur Qualitätssicherung wird die Ernte kontrolliert, das Saatgut vor dem Abtransport verplombt und mit Begleitpapieren versehen, auf denen das Herkunftsgebiet vermerkt ist.

Vor allem Forstbaumschulen sind an den kleinen Früchten interessiert. Dort wachsen aus ihnen kräftige Bäume, die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für einen gesunden und klimafitten Wald von Morgen benötigen.

Doch nicht jeder Samen eignet sich für die Anzucht neuer Bäume. Ausschließlich qualitativ hochwertige Früchte aus zertifizierten Saatgutwäldern dürfen geerntet werden. Ihr genetisches Erbgut muss strenge Kriterien erfüllen, die hierzulande durch das Forstvermehrungsgutgesetz geregelt werden. Um zukünftige Wälder klimastabil umzubauen und ihre genetische Vielfalt zu verbessern, übernehmen Saatgutbeauftragte in den Forstämtern von Wald und Holz NRW die Kontrolle der Bestände und Früchte. "Sie geben die Waldgebiete für die Ernte frei, beurteilen die Qualität des Waldes und überwachen den gesamten Ablauf von der Ernte bis zum Transport zu den Forstbaumschulen", beschreibt Martin Rogge ihre Aufgaben. Wald und Holz NRW stellt zudem spezialisierte Teams bereit, die den Waldbesitzern, Baumschulen und Behörden in Punkto Waldbau und Saatguternte beratend zur Seite stehen.

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