Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und ihre Partner bekämpfen den Borkenkäfer aus der Luft

Foto: Firma Cadmic GmbH

Das Projekt PROTECTFOREST (Drohnengestützte Detektion phytophager Forstschädlinge mitteln Electronic Nose) stellt sich einer aktuellen Herausforderung, die Teil eines globalen Problems ist: Die zunehmende Erderwärmung erzeugt nicht nur Klimaturbulenzen oder Trockenheit, sondern spielt auch einem alten Erzfeind des Waldes zu, nämlich dem Borkenkäfer. In besonders heißen und trockenen Sommern können diese kleinen Forstschädlinge hektarweise Wald zerstören. Dieser große Effekt des kleinen Käfers wird nur dadurch ermöglicht, dass sein Schaden erst sichtbar wird, wenn seine Population schon so stark zugenommen hat, dass er fast nicht mehr aufzuhalten ist. Denn wenn die Käfer vor allem schwache durch die Trockenheit gestresste Bäume angreifen, sieht der Förster erstmal gar nichts. Erst wenn die Tiere sich erfolgreich vermehrt haben und ihre Nachkommen schon längst viele weitere Bäume befallen haben, fangen die Nadeln an zu welken und ihre rostrote Farbe ist weithin sichtbar.

Forscher der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, der Universität Freiburg und der Universität Göttingen wollen zusammen mit den Drohnenspezialisten der Firma Cadmic GmbH dem Käfer nun schon frühzeitig zu Leibe rücken: Während des Befalls bohren sich die Käfer in die Rinde der Bäume ein und verursachen Harzfluss am Baum. Der markante Geruch dieses Harzes, den man manchmal auch an warmen Sommertagen bei einem Waldspaziergang genießen kann, verteilt sich über den Baumkronen. So wird ein befallener Baum zwar nicht sichtbar, aber „erschnüffelbar“. Zwar ist es nicht möglich, diese Geruchsfahne mit Hunden zu erschnüffeln, wie das bei anderen Forstschädlingen praktiziert wird, aber hier soll die Firma Cadmic Abhilfe schaffen. Eine im Projekt zu entwickelnde Spezialdrohne soll mit angepassten Gassensoren über den Baumkronen fliegen und wie ein elektronischer Flugspürhund die Geruchsfährte der befallenen Bäume aufnehmen und diese lokalisieren. So könnten befallene Bäume bis zu einem Jahr früher detektiert und aus dem Bestand entnommen werden, um eine explosive Zunahme der Käferpopulation und die entsprechenden Folgeschäden zu verhindern. Doch damit nicht genug, denn die Vision des Projektes PROTECTFOREST geht noch darüber hinaus. Die Sensordaten sollen von der Drohne direkt in das WorldWideWeb eingespeist werden. So können sog. HeatMaps erstellt und HotSpots des Käferaufkommens identifiziert werden und auf diese Weise Wälder online auf Käferbefall gemonitort werden. Die Ergebnisse können dann dem Forstpersonal direkt aufs Handy gesendet und die Entnahme der befallenen Bäume veranlasst werden.

Das zweijährige Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert.

www.hs-rottenburg.net