Gesucht: Seltene Wiesenweihen in Mecklenburg-Vorpommern

Kleiner als ein Bussard, das Männchen hellgrau und das Weibchen braun, beide mit schwarzen Flügelspitzen und Eulengesicht – so lässt sich die Wiesenweihe beschreiben. Typisch ist ihr gaukelnder Flug über die offene Feldflur: Wiesenweihen sind sogenannte Schlagflügler, die mit V-förmig gestellten Flügeln langsam und dicht über den Boden gleiten, um ihre Lieblingsbeute zu schlagen: Feldmäuse. Die Deutsche Wildtier Stiftung bittet, Beobachtungen der seltenen Wiesenweihen in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Wochen zu melden, damit die Stiftung gezielte Schutzmaßnahmen für die bedrohte Art ergreifen kann. 

 

Anders als ihr Name vermuten lässt, brüten Wiesenweihen heute meistens in dichten Getreidefeldern. Jetzt im Mai suchen sie nach einem geeigneten Nistplatz. Auf den riesigen Ackerschlägen Mecklenburg-Vorpommerns werden sie schnell fündig – doch sicher sind diese Brutplätze im Getreidefeld nicht. Denn während der Brut und der Jungenaufzucht scheinen das Weibchen und die Jungvögel wie vom Erdboden verschluckt – und das wird ihnen oft zum Verhängnis: „Das Nest im Kornfeld wird von Landwirten bei der Ernte der Getreidefelder nicht oder zu spät bemerkt. Leider wird dadurch viel Nachwuchs der seltenen Wiesenweihen getötet“, erklärt Julia-Marie Battermann, Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung.

 

Fatal, denn es gibt deutschlandweit nur noch etwa 500 Brutpaare, weniger als 25 Paare davon vermuten Artenschützer in Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands steht der Greifvogel bereits als „Stark Gefährdet“. „Darum kommt es bei der Wiesenweihe auf jedes Gelege an, das vor dem Mähwerk der Mähdrescher, aber auch vor Fressfeinden wie Füchsen gerettet wird“, sagt Battermann. Denn Fuchs, Wildschwein oder Dachse fressen die Eier der bodenbrütenden Greifvögel oder den bereits geschlüpften Nachwuchs gern.

 

Die Deutsche Wildtier Stiftung bittet darum, während der nächsten Wochen bei Spaziergängen, landwirtschaftlichen Arbeiten und auch während der Jagd Ausschau nach den seltenen Greifvögeln zu halten. „Wer eine Wiesenweihe in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet und sogar sieht, wie sie sich an einem bestimmten Punkt ins Feld fallen lässt, hat einen wertvollen Hinweis für uns“, sagt Battermann. Jede einzelne Beobachtung kann dabei helfen, Nester zu finden. Wer eine Wiesenweihe gesichtet hat, kann dies mit einer möglichst präzisen Ortsangabe an die E-Mail-Adresse Wiesenweihe(at)DeutscheWildtierStiftung.de melden. Ornithologen gehen dem Hinweis dann vor Ort nach. Finden sie einen Brutplatz, sorgen die Artenschützer der Stiftung in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landwirt dafür, dass das Nest eingezäunt wird und damit geschützt ist – sodass sowohl Erntemaschinen als auch Fressfeinde die wertvolle Brut nicht mehr vernichten können.

 


 

Die Wiesenweihe ist nur circa vier Monate in Deutschland zu Gast. Das restliche Jahr verbringt sie in warmen Ländern – etwa in Marokko als Rastgebiet und südlich der Sahara zum Überwintern.

Auch dort hat die Art mit verschiedenen Herausforderungen zu kämpfen. „Der Bestand der Wiesenweihe hängt nicht nur von ihrem Bruterfolg hierzulande ab, sondern auch von den Bedingungen, die die Langstreckenzieher außerhalb Deutschlands vorfinden“, sagt Julia-Marie Battermann. Deshalb unterstützt die Deutsche Wildtier Stiftung eine Forschungsreise von Dr. Almut E. Schlaich von der Dutch Montagu’s Harrier Foundation (Grauwe Kiekendief – Kenniscentrum Akkervogels) nach Marokko. Sie möchte herausfinden, ob sich die Rastgebiete in nordafrikanischen Steppenhabitaten aufgrund der Intensivierung der dortigen Landwirtschaft verändern und wie sich das auf die Beute der Wiesenweihe auswirkt.