Gegen sauren Boden: ThüringenForst lässt Wälder kalken

Mittels Hubschrauber sollen im Herbst 2017 rund 700 Hektar Wald in Südthüringen mit Naturkalk aufgewertet werden

Rund 3 Tonnen Naturkalk werden pro Hektar Waldfläche im angeseilten Korb ausgebracht - dank modernster Flugnavigationstechnik punktgenau. (Foto: H. Sprossmann)

Altlasten des sauren Regens und aktuell immer noch überhöhte Stickstoffeinträge machen den basenarmen Waldstandorten im Freistaat weiterhin Probleme. Zum Ausgleich dieser Stoffeinträge lässt ThüringenForst in diesem Jahr rund 700 Hektar Waldfläche in Südthüringen mittels Hubschrauber kalken. Der Einsatz von naturbelassenem, kohlensauren Magnesiumkalk verbessert die Bodenstruktur, gleicht die Bodenchemie aus und ermöglicht damit eine ausgewogene Nährstoffversorgung der Waldbäume wie auch eine bessere natürliche Verjüngung der Waldbestände. Seit über 30 Jahren werden im Freistaat Waldböden gekalkt. Unzählige Forschungsberichte bestätigen seither die positive Wirkung der gemeinsam von EU, Bund und Land finanzierten Maßnahmen.

Säureeinträge durch in Regenwasser gelöste Luftschadstoffe abpuffern
„Ziel der Bodenschutzkalkung ist es bis heute, die Säureeinträge durch Luftschadstoffe, insbesondere SO2, in den Waldböden abzupuffern, damit ein physikalisch und chemisch ausgeglichenes Bodensubstrat erreicht wird“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. 1988 wurden in Thüringen, auf dem Höhepunkt der Waldsterbensdebatte, 26.000 Hektar Waldfläche gekalkt. In den letzten 15 Jahren konnte die jährliche Kalkungsfläche durch eine konsequente Luftreinhaltepolitik auf durchschnittlich 3.400 Hektar gesenkt werden. 2016 wurden landesweit 1.700 Hektar, allein im Harz 660 Hektar Wald gekalkt. Für 2017 ist die Kalkung auf rund 700 Hektar Staatswald in Südthüringen geplant. Auch in Zukunft erfordern insbesondere ärmere Waldstandorte in den Kammlagen des Thüringer Waldes, dem Thüringer Schiefergebirge und dem Harz, bedingt durch einen jahrzehntelangen Säureeintrag, regelmäßige Kalkgaben.

Bodenschutzkalkung ist keine Düngung
„Die forstliche Bodenschutzkalkung muss gegenüber der in der Landwirtschaft gebräuchlichen Bodendüngung unterschieden werden“, so Gebhardt weiter. Düngung dient in erster Linie der Steigerung der Ertragskraft guter Böden, um das Fehlen z. B. eines einzelnen Nährstoffs auszugleichen. Arme Waldstandorte werden hingegen mit Naturkalk behandelt, um die durch die Stoffeinträge geschädigten Waldböden ökologisch zu stabilisieren. Nur gesunde Waldböden können weiterhin die vielfältige Filter- und Pufferfunktionen erfüllen.

Detailplanung verhindert unerwünschte Nebenwirkungen
Auch auf den geplanten Flächen in Südthüringen wird durch heimische Naturkalke, begrenzte Ausbringungszeiträume, die Dosierung der Aufwandmenge und sorgfältige Auswahl der Flächen bei konsequentem Ausschluss von Gewässern, Bachläufen oder naturschutzrelevanter Waldflächen und der Beachtung von Mindestabständen unerwünschte Nebenwirkungen minimiert. Hierzu erfolgen im Vorlauf umfängliche Abstimmungsprozesse mit den zuständigen Behörden. Ist dies geschafft, hoffen Thüringens Förster sodann auf geeignetes Flugwetter und, nicht zuletzt, das Verständnis der Waldbesucher. Deren Gefährdung, sollten sie dann in die wegen der Kalkung zeitweise gesperrte Wälder gelangen, beschränkt sich allerdings, wenn überhaupt, auf eine feine Kalkstaubschicht auf der Wanderjacke.

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