Gäste kommen wegen des Nationalparks in die Region

Besucherbefragung durch Studenten der Deutschen Sporthochschule Köln im Nationalpark Eifel bei Heimbach. (Foto Dr. Stefan Türk)

Besucher und Übernachtungen seit 2007 fast verdoppelt

Mehr als 870.000 Gäste besuchen den Nationalpark Eifel im Jahr. Seit 2007 hat sich die Zahl fast verdoppelt. Dabei konzentrieren sich die Gäste auf die dafür vorgesehenen Bereiche sowie Informations- und Erlebniseinrichtungen.

Dies sind nur einige der Ergebnisse aus einer groß angelegten Studie zu den so genannten sozioökonomischen Kennzahlen des einzigen Großschutzgebietes dieser Art in Nordrhein Westfalen. Dabei wurde nicht nur die Anzahl der Besucher gezählt, sondern auch deren Verhalten von der Anreise über den Aufenthalt und die Auswahl und Nutzung der Angebote vor Ort untersucht. Heute präsentierten die Projektbeteiligten erstmals die Ergebnisse im Kurhaus in Schleiden-Gemünd.

Auch auf die Frage wie viel Umsatz und Arbeitsplätze die Nationalparktouristen heute nach 12 Jahren seines Bestehens erzielen, gibt die Studie Auskunft: Lag der Bruttoumsatz 2007 noch bei 8 Millionen Euro ist er jetzt auf 30 Millionen gestiegen. Daraus generieren sich fast 700 Arbeitsplätze. 2007 waren es 265. Vor zwei Jahren startete das von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) und der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) betreute Projekt mit dem Aufbau eines permanenten Besuchermonitorings. Auftraggeber war die Nationalparkverwaltung Eifel. "Die Auswertungen zeigen, dass der Nationalpark nicht nur für den Naturschutz von höchster Bedeutung ist, sondern auch für eine erfolgreiche Entwicklung der gesamten Nationalparkregion steht, belegbar durch handfeste Zahlen zu den regionalwirtschaftliche Aspekten", freut sich der Parlamentarische Staatssekretär des NRW-Umweltministeriums, Horst Becker, über die Entwicklung des Großschutzgebietes und seine positive Auswirkungen auf die Nationalparkregion."

Im Frühjahr 2014 begannen die Erhebungen für das umfassende Sozioökonomische Monitoring Projekt. Ziel ist es, die Untersuchungen der Universität Würzburg zu den regionalökonomischen Effekten des Nationalparks Eifel aus dem Jahr 2007 und die Erhebungen der RWTH Aachen zum Besucherverhalten aus 2005 und 2007 zu wiederholen und zudem Weiteres über die Akzeptanz und Motivation der Nationalparkgäste zu erfahren.

Dass der Nationalpark Eifel seine Wirkung als Antrieb für die Regionalentwicklung offensichtlich weiter entfaltet hat, freut zudem den verantwortlichen Fachgebietsleiter der Nationalparkverwaltung Michael Lammertz: "Nicht nur die absoluten Besucherzahlen haben sich seit 2007 verdoppelt, sondern auch der Anteil der Gäste, die wegen des Nationalparks die Region besuchten, dieser stieg auf satte 49 %. Auch unsere Strategie der barrierefreien Naturerlebnisregion Nationalpark Eifel scheint zu greifen, denn 9 % der Nationalparkbesucher gaben an, mit Menschen mit Beeinträchtigung unterwegs zu sein", so Lammertz. An den barrierefreien Hotspots wie im Naturerlebnisraum Wilder Kermeter oder am Staudamm Paulushof lag der Anteil sogar bei 15 %. Den Mitte 2014 eröffneten barrierefreien Naturerkundungspfad "Der Wilde Weg" besuchten im ersten Jahr 50.000 Gäste. "Uns war es wichtig, nicht nur die Gesamtbesucherzahl sondern auch die Verteilung der Besucher im Gebiet zu bestimmen und mit diesen Informationen die Besucherlenkung weiter zu optimieren", ergänzt Projektbetreuerin, Theresa Wimmer, Nationalparkverwaltung Eifel.

Vor den Erhebungen, die von Mai 2014 bis Juni 2015 stattfanden, wurden im Frühjahr 2014 an 19 Nationalparkeingängen Zählgeräte aufgebaut, die die Besucher automatisch erfassen. Darüber hinaus befragten Studierende der DSHS an verschiedenen Terminen die Gäste zu Themen rund um ihren Besuch im Nationalpark wie Art der Information und Anreise, Verweildauer, Beweggründen, Erwartungen, Wahl der Wanderrouten und vieles mehr. Um auf Dauer jährlich konkrete Besucherzahlen errechnen zu können, bleiben die meisten der Zählgeräte auch nach Projektende im Einsatz.

Erfreulich ist zudem das veränderte Übernachtungsverhalten der Besucher. Immer mehr entwickelt sich die Reise in den Nationalpark Eifel zu einem mehrtägigen Aufenthalt. Im Vergleich zu 2007, da lag der Anteil der Übernachtungsgäste bei 24%, hat sich der Anteil fast verdoppelt. Die Aufenthaltsdauer hat sich im Durchschnitt auf 4,6 Nächte erhöht. Bei der Hälfte der Touristen spielte bei der Auswahl der Urlaubsregion der Schutzstatus Nationalpark eine wesentliche Rolle. Diese Personen werden als Nationalparktouristen im engeren Sinne bezeichnet. 2007 waren dies noch 27% und 2014/2015 49%. Außerdem gaben 70 % der befragten Übernachtungsgäste an, erst seit der Nationalparkgründung ins Gebiet gereist zu sein und sind damit als echte Neukunden zu bezeichnen. Zwei Drittel der Touristen beabsichtigen, den Nationalpark Eifel in den nächsten fünf Jahren auf jeden Fall erneut zu besuchen.
Förster wird vom WDR interviewt

Erfreulich ist auch, dass sich fast alle der befragten Einheimischen (90 %) als gut oder sogar sehr gut über den Nationalpark Eifel informiert fühlen. Dem wichtigsten Informationsmedium, der Internetseite für den Nationalpark, gaben die Touristen die Schulnote 1,7.

Um ein umfassendes Bild über die Nationalparkbesucher zu erhalten, zog man zudem Bachelor- und Masterarbeiten zu den Zählungen und Befragungen hinzu. Ein Mix aus vielseitigen und zum Teil neuen Methoden der empirischen Sozialforschung ermöglicht es, die Motivation der Besucher, deren Verhalten und auch deren Sichtweise auf die Natur aus einem anderen Blickwinkel zu erfahren. Beispielsweise werden Internetforen ausgewertet und die Methode der "Visitor Employed Photography" erstmals mit GPS-Tracks verschnitten.

www.wald-und-holz.nrw.de