Erste Forschungsergebnisse vorgestellt - Borkenkäfer überwintern massenhaft, Holzmarkt bleibt angespannt

Beim Befall löst sich die Rinde vom Stamm und lässt sich in ganzen Platten leicht ablösen. An ihrer Innenseite (dem Stamm zugewandt) lassen sich dann die Fraßgänge und Entwicklungsstadien der Buchdrucker als feine helle Striche erkennen. Auf dieser kleine Rindenplatte sind es allein 38 Käfer. Quelle: Wald und Holz NRW, Nadine Neuburg

Heute stellte Wald und Holz NRW in Bonn erste Ergebnisse aus einem im Herbst gestarteten Forschungsprojekt vor. Nachdem sich die Borkenkäfer im Vorjahr, begünstigt durch Sturmholz, Dürre und Hitze, massenhaft vermehrten, hatten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer auf eine Dezimierung der Käfer über den Winter gehofft. Die aktuelle Borkenkäfersituation erforscht ein Team um den NRW-Waldschutzexperten Dr. Mathias Niesar. Hierbei zählen sie Borkenkäfer im Waldboden und Baumrinden. In den Proben suchen die Forschenden akribisch vor allem nach Ips typographus, dem Buchdrucker.

Dr. Mathias Niesar, Wald und Holz NRW, Waldschutz-Experte, dazu: „Im letzten Jahr haben sich die Käfer extrem vermehren können. Es sind also sehr viele in den Winter gegangen und, das zeigen unsere Untersuchungen, leider kommen wohl auch sehr viele gesund bis ins Frühjahr um dann wieder auszuschwärmen“. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse zeigen, dass nur ca. 9 % dem Winter zum Opfer fielen. Im Schnitt überwintern 90 % der Buchdrucker in der Rinde und nur 10 % im Boden. „Wir haben noch ein kleines Zeitfenster von circa vier Wochen, um möglichst auch jetzt noch viele befallene Fichten einzuschlagen und aus dem Wald zu entfernen, bevor die Käfer im April stehende, gesunde Fichten attackieren“, so Niesar. Und weiter: „Wir werden nicht alles schaffen können, aber jeder Schritt zählt, um die Käferpopulation vor dem Schwärmbeginn zu verkleinern.“

Waldbesucherinnen und Waldbesucher wunderten sich bereits im Herbst über zahlreiche tote Fichten in den Wäldern NRWs, die nicht gefällt werden, obwohl sie ganz offensichtlich todkrank sind. Dr. Niesar begrüßt das sogar: „Das ist richtig so, denn von Fichten ohne Nadeln und ohne Borke geht kein Ausbreitungsrisiko mehr aus. Die Käfer sind da schon wieder weg. Und ein zweites Mal können sie nicht befallen werden.“   
Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, dazu:  „Wir sind landesweit seit Ende Herbst letzten Jahres dabei, die befallenen Bäume mit den Borkenkäfern aus dem Wald zu schaffen. Das ist bei der riesigen Zahl eine echte Herausforderung für unsere Mitarbeitenden, die Forstunternehmer und Fuhrleute. Die Sägewerke arbeiten an der Kapazitätsgrenze. Der Preis für Käferholz hat sich bereits fast halbiert. Wir müssen sogar damit rechnen, dass ein Teil der toten Bäume nicht rechtzeitig absetzbar sein wird. Alles hängt vom weiteren Witterungsverlauf ab.“

Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW: "Unsere Waldschutzexperten und Forstleute bereiten sich konzentriert und fachkundig auf die Massenvermehrung der Borkenkäfer vor, die sich bei ungünstigem Witterungsverlauf in wenigen Wochen unvermindert fortsetzen kann. Dabei sind die großen Privatwälder genauso in Gefahr wie der Staatswald und die Wälder zehntausender Kleinprivatwaldbesitzerinnen und -besitzer. In dieser Situation ist es wichtig, dass sich Betroffene und potentiell Betroffene gut informieren und solidarisch handeln."

Um Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in die Lage zu versetzen, Borkenkäferschäden einzuschätzen und daraus resultierend Borkenkäfer erfolgreich zu bekämpfen, hat Wald und Holz NRW eine praxisorientierte, kostenlose Broschüre herausgegeben. Die Broschüre und weitere Informationen gibt es hier: www.wald.nrw/borkenkäfer.

Dort, wo der Borkenkäfer die Fichtenwälder schon stark gelichtet oder ganz zerstört hat, rät Wald und Holz NRW dazu, Mischwälder zu entwickeln um die Wälder fit zu machen für Extremereignisse und Unwägbarkeiten im Klimawandel. „Im Kottenforst nutzen wir die Katastrophe, da, wo sie schon eingetreten ist, um die lichtliebenden Eichenwälder neu zu pflanzen, wie es schon Generationen vor uns getan haben“, sagt Forstamtsleiter Schölmerich.

Die Forstleute in NRW beobachten schon seit Jahren, dass die Wälder unter dem fortschreitenden Klimawandel leiden. Borkenkäfer und Dürre im vergangenen Jahr waren weitere Indizien, dass es höchste Zeit ist, unsere Wälder fit für den Klimawandel zu machen. Experten von Wald und Holz NRW und dem Umweltministerium (MULNV) haben gemeinsam ein Konzept erarbeitet, welches Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern hilft, die richtigen forstlichen Entscheidungen zu treffen, um die die Wälder auch in den schwierigen Bedingungen des Klimawandels zu erhalten.  Informationen zum Waldbaukonzept:
https://www.wald-und-holz.nrw.de/aktuelle-meldungen/2018/neue-instrumente-fuer-die-kuenftige-waldbewirtschaftung-in-nordrhein-westfalen/

www.wald-und-holz.nrw.de