Eichenprozessionsspinner erobert Thüringen

Die fragilen Brennhaare der Eichenprozessionsspinner-Raupen. Die Brennhaare können bei Hautkontakt sogar zu allergischen Schocks beim Menschen führen. Foto: Matthias Stürtz

Erfurt (hs): Der Eichenprozessionsspinner, ein forstliches Schadinsekt an der gleichnamigen Baumart, breitet sich immer mehr in Thüringen aus. War der Nachtfalter in den letzten Jahren durch die Forstschutzexperten der ThüringenForst-AöR nur in Südthüringen nachgewiesen, wurden erstmals 2017 auch in den nördlichen, an Sachsen-Anhalt angrenzenden Landesteilen und in Ostthüringen Exemplare gefangen. Die Raupen des Schmetterlings befressen nicht nur die Kronen befallener Eichen, sondern gefährden auch die Gesundheit des Menschen. Die winzigen, leicht lösbaren Brennhaare an den Raupen rufen bei Hautkontakt unter anderem Quaddeln und Hautentzündungen hervor, auch Atemwegserkrankungen können auftreten. Kinder, Senioren und Asthmatiker sind besonders betroffen. ThüringenForst erfasst jährlich im Juni/August die Zahl der Raupennester im Wald und informiert das zuständige Thüringer Gesundheitsministerium, das über Bekämpfungsmaßnahmen entscheidet.

Eichenprozessionsspinner in Ostdeutschland immer aktiver
Auch in anderen ostdeutschen Bundesländern ist der Nachtfalter aktiv. Aktuell wurde er in Mecklenburg-Vorpommern im küstennahen Bereich um Rostock und sogar auf der Insel Usedom nachgewiesen. Brandenburg bekämpft seit wenigen Tagen den Eichenprozessionsspinner mit von Hubschraubern ausgebrachten Insektiziden. „Eine Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist aus forstfachlicher Sicht in Thüringen nicht erforderlich, der wirtschaftliche wie auch ökologische Schaden ist derzeit überschaubar“, so Jörn Ripken, ThüringenForst-Vorstand. „Die Entscheidung, ob, wo und wie eine Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners zur Einschränkung der Gesundheitsgefährdung notwendig ist, obliegt allerdings dem zuständigen Thüringer Gesundheitsministerium“, so Ripken weiter. Bekämpfungsmaßnahmen können in abgestufter Intensität durchgeführt werden. Auch mechanische Maßnahmen, etwa durch Absaugung von Raupennestern aus Baumkronen durch Spezialisten, sind lokal umsetzbar.

Klimawandel könnte dem Schädling die Verbreitung erleichtern
Experten gehen davon aus, das der Klimawandel die Ausbreitung des Schadinsektes fördert. Eine immer längere Vegetationsperiode, milde Winter und trockene, heiße Sommer, wie von den Klimaexperten nicht nur vorausgesagt, sondern derzeit auch schon statistisch messbar, kommen wärmeliebenden Schadinsekten, zu denen auch der Eichenprozessionsspinner gehört, entgegen.
Seinen außergewöhnlichen Namen hat das Eichenschadinsekt durch das typische Verhalten der Raupen bekommen: Diese finden sich am Baumstamm in Raupennestern zusammen. Nachts wandern die Schädlinge, Raupe hinter Raupe, prozessionsartig vom Stamm in die Krone hinauf und beginnen ihr zerstörerisches Fraßwerk.

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