Die Weißtanne ist die bessere Fichte

Zunehmend soll die körperlich anstrengende Pflanzung von Weißtanne, wie hier im Forstamt Gehren, durch die Weißtannensaat ersetzt werden. Die Saat soll für robustere Bäume mit kräftigem Wurzelwerk sorgen. (Foto: ThüringenForst)

ThüringenForst gibt seine diesjährige Aufforstungsplanung bekannt: Mehrere hunderttausend Waldbäume werden in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt Weißtanne in den landesweit 24 Forstämtern auf insgesamt 850 Hektar gepflanzt. Auf zusätzlichen 31 Hektar (2016: 18 Hektar) ist die Einbringung von 410 Kilogramm Saatgut, ebenfalls Weißtanne, aber auch Eiche und Birke vorgesehen. Rund die Hälfte der Aufforstungen erfolgt im Landesprogramm Waldumbau, die andere Hälfte in der betrieblichen Walderneuerung.

Statt auf die Fichte, setzt ThüringenForst auf Weißtanne und Eiche
„Statt auf die klimasensible Fichte setzen wir verstärkt auf die die Trockenheit besser vertragende Weißtanne und Eiche. Ihre Anteile sollen in den nächsten Jahren im Staatswald angemessen erhöht werden, was nur mit künstlicher Verjüngung gelingen kann“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Wichtiges Qualitätsmerkmal sind bei diesem sensiblen Pflanzgut die Frische und die gesicherte genetische Herkunft. Das Saatgut wird in eigenen, zertifizierten Wäldern geerntet und in der staatlichen Samendarre in Fischbach aufbereitet. Von dort aus gelangt es zur betriebseigenen Forstbaumschule Breitenworbis, wo entweder das Saatgut zur Anzucht von Jungpflanzen dient, oder direkt an die Forstämter zur Ausbringung geliefert wird. Aus einem Kilogramm Saatgut können bis zu 35.000 Pflanzen entstehen.
Welche Baumarten in welchem Waldgebiet schließlich gesät oder gepflanzt werden, ist eine komplizierte Entscheidung: Herkunft, Höhenlage, Bodenverhältnisse, Himmelsrichtung, Durchschnittstemperatur oder die Niederschlagsmenge sind nur einige Aspekte der richtigen forstlichen Baumartenwahl, die alle unter einen Hut gebracht werden müssen. Und diese Entscheidung ist überaus wichtig, weil nahezu unumkehrbar: Denn, die gewählte Baumart soll zwischen 100 und 250 Jahren an diesem Standort möglichst vital wachsen und Stürmen, Hitze oder dem Befall durch Schadinsekten erfolgreich trotzen.

Renaissance im Waldbau: Mehr Saat, weniger Pflanzung
Die Begründung von Waldbeständen durch Saat hat in der Forstwirtschaft eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Der Vorteil von Saaten, also der Einbringung von Saatgut wie Eicheln oder Bucheckern statt Pflanzen, liegt in der höheren Robustheit der aus dem Saatgut keimenden Pflanzen, der Effizienz des Ausbringungsverfahrens und in den gegenüber der Pflanzung geringeren Kosten. So sind Jungpflanzen, die aus eingebrachtem Saatgut stammen, oft vitaler, da sich ihre Wurzeln ohne jegliche Einflussnahme des Menschen im Waldboden entwickeln können. ThüringenForst wendet seit 2016 verstärkt sowohl die Tannen- als auch die Buchensaat an. Das Saatgut wird hierbei mit einem Pflug in eine Bodenfurche verbracht. Zuvor durchgeführte Durchforstungen sorgen dafür, dass genügend Licht auf den Waldboden fällt und Keimung sowie Wachstum der zarten Pflänzchen fördert. „Allerdings bedarf jede Art der Walderneuerung ökosystemverträglicher Wilddichten. Denn das Wild vertilgt beides gern: Das Saatgut wie auch den Sämling“, so Gebhardt abschließend.

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