Die Vermessung der Wälder: 1.000 Bäume pro Einwohner!

Die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur zeigen, dass die Forstwirtschaft in Deutschland vorbildlich und nachhaltig arbeitet, was sich auch im gestiegenen Anteil naturnaher Buchenwälder zeigt (Foto. C. Blohm/DFV)

In Berlin sind am 8.10.2014 von Bundesforstminister Christian Schmidt die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur (BWI³) vorgestellt worden. Bezüglich der vorangegangenen Inventur im Jahr 2002 konnten die Wissenschaftler des Thünen-Instituts nun wiederum eine Steigerung von Waldfläche, Holzvorrat und Naturnähe der Wälder in Deutschland feststellen. Seit Bestehen der Bundesrepublik hat die Waldfläche trotz steigenden Verbrauchs durch Straßen- und Siedlungsflächen kontinuierlich zugenommen. Mit einer Fläche von nun insgesamt 11,4 Mio. ha, beträgt der Waldanteil in Deutschland 32%. Das Waldgesetz und eine nachhaltige Forstwirtschaft haben entschieden dazu beigetragen, dass - im Gegensatz zu anderen Ländern der Welt - von einem Raubbau im deutschen Wald keine Rede sein kann. Im deutschen Wald stehen ca. 90 Mrd. Bäume, das sind über 1.000 Bäume pro Einwohner.

Trotz steigender Holzpreise, Energiewende oder Sturmereignisse hat sich der Holzvorrat in den deutschen Wäldern innerhalb der letzten 10 Jahre nochmals um 277 Mio. m³ erhöht. Dieses entspricht einer Gesamtmenge von 3,7 Mrd. m³, damit ist Deutschland das holzreichste Land Europas. Dieser Holzvorrat reicht dafür aus, damit sich jeder Deutsche ein Einfamilienhaus aus Holz bauen könnte. Von dem jährlichen Zuwachs von 122 Mio. m³ werden nur 76 Mio. m³ genutzt. Damit werden auch weiterhin Holzvorräte aufgebaut, und die Wälder werden älter. Dieses zeigt sich beispielsweise am Anteil alter Buchenwälder, für deren Erhalt Deutschland eine besondere internationale Verantwortung hat. Der Anteil der Buchenwälder, die älter als 140 Jahre sind, hat sich gegenüber 2002 um 27 % erhöht. Auch hat sich der Totholzanteil auf allen Waldflächen auf 21 m³ pro ha in den letzten 10 Jahren nahezu verdoppelt. „Damit sind die Behauptungen von Umweltverbänden, dass die Forstwirtschaft die letzten Buchenwälder dem Profit opfert, falsch. Ganz im Gegenteil: Die Forstleute und Waldbesitzer sind sich ihrer Verantwortung bewusst und erfüllen freiwillig Ziele des Naturschutzes und Biodiversität. Es wäre zu wünschen, dass diese praktizierte Nachhaltigkeit auch in anderen Lebensbereichen und Wirtschaftszweigen mehr Anwendung fände“, meint Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins.

Philipp Freiherr zu Guttenberg, Präsident von AGDW – Die Waldeigentümer, wertet die Resultate als Bestätigung für das vorbildliche Arbeiten der kommunalen und privaten Waldbesitzer, die Verantwortung für mehr als die Hälfte des deutschen Waldes tragen: „Die Forstwirtschaft in Deutschland ist auf einem sehr guten Weg, das belegen die heute vorgestellten Daten eindeutig. Sie zeigen, dass eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung und der Naturschutz nicht nur miteinander vereinbar sind, sondern dass gerade die ökonomische Nutzung dafür gesorgt hat, dass unsere Wälder so stabil, artenreich und ausgedehnt sind wie noch nie in der modernen Zeit.“

Die Erhöhung des Totholzanteils auf 224 Millionen Kubikmetern bzw. 21 Kubikmeter pro Hektar (plus 18 Prozent) zeigt, dass man mit einer naturnahen Waldbewirtschaftung auf einem guten Weg ist. Gleichzeitig bedeutet dies auch einen erhöhten Aufwand für die Verkehrssicherung und ein erhöhtes Risiko für die Waldarbeit. Hierfür wird entsprechendes Personal benötigt. Gleiches gilt für die 24 Prozent Waldfläche von Waldbesitzern mit weniger als 20 Hektar Fläche. Hier ist nach Ansicht des BDFs Beratung und Betreuung durch Forstpersonal besonders wichtig und aufwendig. Letztlich kann man anhand der vorgelegten Zahlen feststellen, dass durch die Anstrengungen der Forstleute der deutsche Wald bestmöglich erhalten und weiter entwickelt wird. Den Ansprüchen der Gesellschaft und Risiken wie dem Klimawandel können nur so begegnet werden.

Der Anteil der Fichte ist im Vorrat um 4 % (ca. 49 Mio. m³) zurückgegangen. Was auf den ersten Blick den Naturschutz freuen mag, ist unter dem Aspekt der nachhaltigen Entwicklung betrachtet, ein Problem: Im Gegensatz zum Nadelholz eignet sich Laubholz nur bedingt als Rohstoff zur Holzverarbeitung. Dachstühle oder Häuser können nur mit Nadelholz konstruiert werden, da Laubhölzer aus statischen Gründen nicht sinnvoll verwendet werden können, hierzu Carsten Wilke: „Wer im Zuge des ökologischen Bauens auf Stahl und Beton verzichten möchte, muss sich zum Nadelholz bekennen! Hier ist Weitblick gefragt, und pauschale Verteufelungen einzelner Baumarten sind da wenig hilfreich.“ (DFV, BDF, AGDW)
 
Bundeswaldinventur: Alle 10 Jahre findet in Deutschland eine Bestandsaufnahe des Waldes statt. Unter der Federführung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und des Thünen-Instituts (TI) wird anhand von knapp 60.000 terrestrischen permanenten Stichprobenpunkten der Wald repräsentativ inventarisiert. Die umfangreichen Daten geben einen wertvollen Aufschluss über den aktuellen Zustand, der Qualität und Quantität der Bäume und Wälder. Die wissenschaftliche Berechnung und Überprüfung der Daten nimmt viel Zeit in Anspruch, so dass die Daten aus dem Jahr 2012 erst jetzt veröffentlicht werden konnten. www.bundeswaldinventur.de