Die Fichte: Charakterbaum mit vielen Gesichtern

Risikobaumart beim Klimawandel: Die Fichte. Foto: ThüringenForst

Die Fichte, mit 38 % Anteil mit Abstand häufigste Baumart im Freistaat, wird auch in Zukunft die Mittelgebirgszüge im Freistaat prägen. Der Klimawandel wird in den höheren Lagen etwa des Thüringer Waldes oder des Harzes zwar weniger Schnee, aber umso mehr Niederschläge bringen. Zum Vorteil der Fichte. „Gleichwohl werden sich Thüringens Wälder in den nächsten Jahrzehnten deutlich verändern, sie werden vor allem laubholzreicher“, so Staatssekretär Dr. Klaus Sühl vom Thüringer Landwirtschaftsministerium anlässlich einer Pressekonferenz im Thüringer Forstamt Erfurt-Willrode.

Die Fichte ist die Verliererin des Klimawandels
Gleichzeitig unterstrich Sühl, dass die kürzlich zum „Baum des Jahres 2017“ gewählte Fichte gegenüber dem Klimawandel über das schlechteste Anpassungspotenzial unter den heimischen Nadelbaumarten verfüge. Viele Waldbestände, in denen die Fichte gerade noch einigermaßen mit den dort herrschenden Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen zurechtkommt, werden in den kommenden Jahrzehnten fichtenärmer werden. Dies betreffe insbesondere das Thüringer Becken, aber auch Nord- und Westthüringen. Mit einem Waldumbau begleite man diese Prozesse, um die vielfältigen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald, wie etwa die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion, weiter sichern zu können.

Die Fichte ist ökologisch wertvoll
Sühl betonte die ökologische Wertigkeit dieser Baumart und erinnerte an die Rolle der Fichte in den rund 350 Waldmooren im Freistaat. Auf diesen Extremstandorten zeige der Nadelbaum sein ökologisches Potenzial. Gleichzeitig sei die Fichte ein idealer Lebensraum für den Fichtenkreuzschnabel, die Waldohreule oder etwa den Mäusebussard. Allein 300 bis 400 holzbewohnende Käfer finden sich an der Fichte, viele Pilze wie etwa Steinpilz oder Perlpilz gehen eine enge Lebensgemeinschaft mit diesem Nadelbaum ein. Und nicht zuletzt bilden Fichten die Waldkulisse für das Auerhuhn, Thüringens größtem Waldhuhn, welches akut in seinem Bestand bedroht ist.

Falsche Fichtenherkünfte in Thüringen
Durch die Verwendung von ungeeigneten Tieflagenfichten als Pflanzmaterial für die Aufforstungen in den Kammlagen des Mittleren Thüringer Waldes Anfang 1950 finden sich heute Fichten etwa bei Oberhof, die den in den Berglagen herrschenden Umweltbedingungen nicht angepasst sind. Hier soll durch den Waldumbau dafür Sorge getragen werden, dass schneebruchstabile und frostharte Herkünfte die junge Baumgeneration bilden.
Sühl sieht die Wahl der Fichte zum „Baum des Jahres 2017“ als gute Gelegenheit, im kommenden Jahr den Fokus auf die großen forstlichen Herausforderungen im Freistaat zu lenken. Damit Thüringen auch in Zeiten des Klimawandels das „Grüne Herz Deutschlands“ bleibt.

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