Der Mann, der die Nachhaltigkeit erfand

Fehlt in keiner Försterhand: Die Sylvicultura Oeconomica von Hans Carl von Carlowitz. Foto: ThüringenForst

Zum 370. Geburtstag von Hans Carl von Carlowitz und seinem Wirken für die Forstwirtschaft in Mitteldeutschland

Er wirkte zu Lebzeiten keine 150 Kilometer von Erfurt entfernt in der sächsischen Montanregion im Erzgebirge, wo er erstmals die Nachhaltigkeit als Wirtschaftsprinzip am Beispiel des Forstwesen postulierte. Nach seinem Tod übernahmen thüringische Forstschulen seine Lehren, die die moderne Forstwirtschaft in Deutschland und schließlich der ganzen Welt begründete: Hans Carl von Carlowitz, geboren am 14.12.1645 in der Nähe von Chemnitz, kursächsischer Oberberghauptmann und in dieser Funktion auch für das sächsische Forstwesen zuständig. Er schrieb die  „Sylvicultura Oeconomica“, das erste eigenständige,  mehr als 400-seitige Werk über die Forstwirtschaft, sammelte darin Erfahrungswissen früherer Förstergenerationen, erweitert durch eigene Kenntnisse und leitet hieraus das Nachhaltigkeitsprinzip für verantwortungsvolles, d. h. generationenübergreifendes wirtschaftliches Handeln ab.

Aus der Not geboren: das Nachhaltigkeitsprinzip

Noch im Dreißigjährigen Krieg zur Welt gekommen, prägten die Zerstörungen dieses bis dahin längsten europäischen Krieges die Carlowitz´sche Erfahrungswelt. Wie so oft aus der Not geboren, galten seine Überlegungen, die Holzversorgung der damals größten Montanregion der Welt für die Zukunft sicherzustellen. Carlowitz empfahl für die ausgebeuteten sächsischen Wälder eine „continuierliche, beständige und nachhaltende Nutzung“ und bettete dies in eine generationenübergreifende Betrachtung ein. Dem Wald sollte nur so viel Holz entnommen werden, wie wieder nachwächst. Damit ist nachfolgenden Generationen eine gleichbleibende Nutzung der Wälder möglich. „Ein Prinzip, dass 300 Jahre währen sollte und heute sogar als Schlüssel einer nachhaltigen Weltwirtschaftsentwicklung gesehen wird“, so Volker Gebhardt, als ThüringenForst-Vorstand verantwortlich für die nachhaltige Bewirtschaftung von rund 200.000 Hektar Wald im Freistaat.

Sächsische Nachhaltigkeit und Thüringer Forstwissenschaft

Die Gedanken des sächsischen Oberberghauptmanns befruchteten thüringische Forstleute. Heinrich Cotta etwa gründete 1795 die deutschlandweit erste Forstlehranstalt in Zillbach/Meiningen, Gottlob König eine Forstakademie in Eisenach, beide entwickelten aus den Carlowitz´schen Forstprinzipien eine wissenschaftlich fundierte Forstlehre und -ausbildung. Sachsen und Thüringen können zu Recht als Wiege der modernen Forstwissenschaft bezeichnet werden. Heute genießt das deutsche Forstwesen weltweite Anerkennung, sowohl was die Forschung wie auch Lehre betrifft. Hans Carl von Carlowitz hat die Initialzündung seines Wirkens nicht mehr miterleben dürfen. Er starb im März 1714, gerade ein Jahr nach Veröffentlichung seiner Sylvicultura Oeconomica, die die Nachhaltigkeit als Wirtschaftsprinzip formulierte und das damalige Forstwesen revolutionierten sollte.

 

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