Dem Wald auf den Puls gefühlt - Ergebnisse der forstlichen Klimaforschung zum Trockensommer 2015

Titel Trockensommer LWF-aktuell Heft 3/2016.

Der trocken-heiße Sommer 2015 beeinträchtigte Vitalität und Leistungsfähigkeit der Wälder in Bayern. Um die Auswirkungen solcher Umwelteinflüsse auf die Wälder quantifizieren zu können, gibt es das Messnetz der Waldklimastationen eingerichtet. Erste Auswertungen der Daten zum Trockensommer liegen jetzt vor.

Seit Jahren werden an 19 Waldklimastationen (WKS) nicht nur Witterung und Wasserhaushalt, sondern auch die Reaktionen der Waldbäume gemessen. Dadurch ist es möglich, die Folgen solcher Extremereignisse wie des Rekordsommers 2015 für die Wälder in Bayern abzuschätzen.

Im Sommer 2015 gab es so viele heiße Tage wie noch nie. Die Anzahl sogenannter »heißer Tage« mit über 30 °C war 2015 sogar nochmal größer als im Trockensommer 2003.  Es war aber nicht nur besonders heiß, sondern auch deutlich trockener als in einem normalen Jahr. Im Vergleich zur klimatologischen Normalperiode 1961–1990 fiel im letzten Sommer im Mittel rund 37 % weniger Niederschlag (191 l/m²).

Aber nicht nur Regen und Lufttemperatur bestimmen, wieviel Wasser die Bäume bzw. ihre Blätter und Nadeln brauchen, um nicht zu vertrocknen. Wie Menschen bei Hitze schwitzen, verdunsten Blätter und Nadeln Wasser über die Blattöffnungen. Rechnet man die sogenannte klimatische Wasserbilanz für den Sommer aus, d. h. die Differenz zwischen dem gefallenen Regen und der Verdunstung, so ergibt sich im letzten Sommer ein Wasserdefizit von –170 l/m². Zum Vergleich: Im langjährigen Mittel liegt die klimatische Wasserbilanz im Sommer in Bayern bei knapp +70 l/m². Die sehr hohe Verdunstung ergab sich zum einen durch die höhere Sonneneinstrahlung. Wie Messungen an den Waldklimastationen zeigten schien die Sonne bayernweit 2015 mit 734 Stunden 18 % länger als normal. Zum anderen wurde der Hitze und Trockenstress auch noch durch einen stärkeren warm-trockenen Wind gesteigert. Hitze, Dürre und Wind drückten so die Wasserbilanz der bayerischen Wälder ins Minus.

Wenn das Wasser im Boden knapp wird, müssen die Bäume ihren Wasserverbrauch regulieren, um nicht zu vertrocknen. Dazu reduzieren sie die Transpiration über die Spaltöffnungen in den Blättern und Nadeln, indem sie diese langsam schließen. Wenn das Schließen der Spaltöffnungen nicht mehr reicht, um die Transpiration wirkungsvoll zu reduzieren, beginnen Laubbäume damit, ihr Laub vorzeitig abzuwerfen. An manchen Standorten hatte man bereits Ende August 2015 den Eindruck, es wäre schon Herbst. Oftmals noch grünes Laub lag dort flächig auf dem Boden. Um welche Laubmenge es sich dabei handelte, kann mit den monatlich gemessenen Streufalldaten der Waldklimastationen abgeschätzt werden. So fielen etwa im August und September an der Waldklimastation Ebrach im Steigerwald rund 300 kg/ha Buchenlaub auf den Waldboden, Das waren etwa 100 kg/ha mehr, als dies normalerweise der Fall ist

Auch das Wachstum geriet 2015 ins Stocken. Denn wenn die Bäume aufgrund von Trockenheit ihre Spaltöffnungen schließen müssen oder sogar verfrüht das Laub abwerfen, können sie auch weniger Fotosynthese betreiben. Durch den Trockensommer 2015 stagnierte das Dickenwachstum der Bäume.

Genaue Daten über die Auswirkungen des letzten Hitzesommers gibt es erst nach Abschluss der laufenden Kronenzustandserhebung 2016. Sie werden zeigen, wie gut die Bäume den Trockenstress des letzten Sommers in diesem Jahr verkraftet haben. Dazu wurden regional die Anzahl der Messpunkte verdichtet. Im Fokus steht neben anderen Baumarten besonders die Kiefer: Die als trockenresistent angesehene Baumart zeigt heuer vermehrte Trockenschäden. Aktuell ist die Wasserversorgung der Bäume aufgrund des unbeständigen Sommers mit seinen vielen Gewittern bisher trotz einzelner Hitzeperioden gut.

Mehr Informationen zum Trockensommer 2015 finden Sie im neu erschienenen Heft LWF-aktuell 3/2016 der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

www.lwf.bayern.de.