Bücherwald beim Wort genommen

Wer in Büchern blättert, denkt oft nicht an das naheliegende, obwohl er es fühlt: Jede Seite besteht zu 50 % aus Holzbestandteilen. Foto: Daniela Tröger

Aktuell läuft die Frankfurter Buchmesse. Ohne Autoren und Verlage nicht denkbar, ohne Förster nicht machbar.

Bis zum Sonntag läuft die 68. Frankfurter Buchmesse, das weltweit größte Event dieser Art in der internationalen Verlagswelt. 400.000 Buchtitel werden dieses Jahr gezeigt, die von etwa 280.000 erwarteten Besuchern geblättert werden. Nur wenigen ist dabei bewusst, dass Bücher zu 50 % aus holzbasierter Zellulose bzw. Holzschliff bestehen. So dient ein Baum im Durchschnitt für 200 Bücher als Rohstoffgrundlage. Darauf macht die Thüringer Landesforstanstalt aufmerksam, die an das in Mitteldeutschland erfundene Schleifverfahren zur Gewinnung von Zellulose für die Papierproduktion hinweist. ThüringenForst versorgt als größter Waldbesitzer im Freistaat einen der führenden europäischen Zellulose- und Papierproduzenten in Ostthüringen.

Aus einem Baum werden bis zu 200 Bücher hergestellt
„Rund 10 kg Holz stecken durchschnittlich in einem Buch. Ein einzelner Baum ist damit Rohstoffgrundlage für etwa 200 Bücher“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Denn Buchpapiere bestehen zu 50 % aus holzbasierter Zellulose bzw. Holzschliff und zu 50 % aus Zusatzstoffen wie etwa Mineralien oder Weißmacher. Allein um die  400.000 Buchtitel in Frankfurt vorstellen zu können, mussten rund 2000 Bäume, mithin ein kleiner Wald, den Rohstoff liefern. Und dafür sorgen seit Jahrhunderten Förster und Forstwirte, die der Papierindustrie hierfür den nachhaltig produzierten Naturrohstoff zur Verfügung stellen.

Bücher entstehen aus speziellem Durchforstungsholz

Rund 160.000 Kubikmetern Nadel-Industrieholz aus der Waldpflege stellt ThüringenForst jährlich der Papier- und Zellstoffindustrie zur Verfügung. Dabei stammt das Industrieholz vorwiegend aus dünnerem Durchforstungsholz oder dem Kronenbereich älterer Bäume. So hat mancher Förster in seinem Berufsleben die Rohstoffgrundlage für ganze Bibliotheken geschaffen.

Ein Sachse hat´s erfunden!
Papier als Schriftträger wurde über Jahrtausende entwickelt. Vorläufer des heutigen Holzpapiers war Papyrus, später das haltbarere Pergament. Aber erst der Sachse Friedrich Gottlob Keller hatte 1843 den Holzschliff erfunden. Wurden hunderte Jahre Lumpen zur Papierherstellung mit Wasser gestampft, produzierte der pfiffige Mitteldeutsche einen Papierrohstoff durch Schleifen von Holz am Schleifstein. Kaum 40 Jahre später wurde Holz dann chemisch aufgeschlossen. So wurde 1882 in Blankenstein  die „Wiedes  Holzstoff- und Papierfabrik“ gegründet, die heutige Zellstoff Rosenthal (ZPR). Beide Verfahren industrialisierten die Papier- und Buchherstellung. Mit dem seit dem Mittelalter bekannten beweglichen Letterndruck und der Druckerpresse des Mainzers Johannes Gutenberg stand der schnellen Herstellung tausender Bücher nichts mehr im Wege. Und Frankfurt, rund 40 Kilometer von Mainz entfernt, etablierte erste Buchmessen, bis 1949 erstmals die Frankfurter Buchmesse diese Tradition fortführte.
Einen aktuellen Messe-Buchtipp hat Gebhardt natürlich auch: Das Sachbuch von Lyndal Roper „Der Mensch Martin Luther“ ist der ultimative Lesestart zum Reformationsjubiläum im Freistaat im nächsten Jahr.

www.thueringenforst.de