Borkenkäfer in Lauerstellung

Der nur wenige Millimeter große Buchdrucker in seinem Fraßgang unter der Rinde einer Fichte: Der Baum reagiert mit Harzbildung, um den Eindringling abzuwehren. Foto: Andreas Knoll, Abdruck honorarfrei.

2015 ist der Käferbefall an Fichten um 25 % zurückgegangen, aber der diesjährige Schwarmflug mahnt zur Wachsamkeit

Die diesjährige Borkenkäfer-Situation treibt Thüringens Förstern und Waldbesitzern erste Sorgenfalten auf die Stirn: Zwar ist der Buchdrucker-Befall 2015 im gesamten Wald des Freistaats mit rund 67.500 Festmeter (Fm) Schadholz um rund 25 % geringer als 2014 (91.200 Fm), aber der erste diesjährige Schwarmflug des Buchdruckers, gefährlichste Art unter den Borkenkäfern, verlief intensiver als das Jahr zuvor. Die Forstschutzexperten der Landesforstanstalt mahnen Waldbesitzer mit hohem Fichtenanteil deshalb zur Wachsamkeit. Die Waldbestände müssen jetzt aufmerksam auf frischen Befall geprüft, befallene Bäume umgehend eingeschlagen und aus dem Wald transportiert werden. Positive Nachricht für den Wald und die Thüringer Waldbesitzer: Die diesjährig gute Wasserversorgung der Fichte erhöht deren Vitalität und damit auch deren Abwehrkraft gegen einen Borkenkäferbefall.

Feuchtes Frühjahr und regenreicher Frühsommer helfen der Fichte
Denn das diesjährig relativ feuchte Frühjahr und der regenreiche Frühsommer haben die Wasserversorgung der Waldbäume weitestgehend gesichert und speziell das Abwehrvermögen der Fichte gegen Buchdruckerangriffe verbessert. Während eine vitale Fichte den Angriff dutzender Buchdrucker durch vermehrte Harzproduktion aus den Käfergängen „ausspülen“ kann, ist ein Befall mehrerer Hundert Borkenkäfer oft genug das Todesurteil für den Baum.

Zügige Kontrolle und schnelle Bekämpfung gefragt
„Aktuell ist die erste Buchdruckergeneration ausgeflogen, teils werden schon Geschwisterbruten in umliegenden Fichten angelegt. Wer jetzt zügig mit Baumkontrollen reagiert, kann ggf. Jungkäfer noch vor dem nächsten Ausflug wirksam unschädlich machen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Frischer Befall in den Fichtenbeständen ist an typischen Symptomen erkennbar. Denn zur Anlage von Gängen unter der Baumrinde werfen die Buchdrucker vermehrt braunes Bohrmehl aus. Dieses ist an trockenen, warmen Tagen in Spinnweben und Rindenschuppen oder am Stammfuß der befallenen Fichten zu finden. „Diese Bohrmehlsuche sollte speziell an exponierten Waldrändern und im Umfeld letztjähriger Befallsnester durchgeführt werden“, so Gebhardt weiter, da diese als Risikoareale gelten.

Immer weniger Pflanzenschutzmittel bei ThüringenForst

„Wer jetzt zügig mit Sachkenntnis und ruhiger Hand seine Fichtenbestände überprüft, befallene Bäume umgehend einschlägt und aus dem Wald transportiert, kann auf chemische Bekämpfungsmaßnahmen verzichten“, so Gebhardt. Das dies funktioniert, hat die Landesforstanstalt selbst vorgemacht: Die mit Insektiziden ausschließlich auf den Forststraßen befindlichen und behandelten Holzpoltermengen sanken um ein Drittel gegenüber dem Vorjahr. „Mit unserer Strategie des integrierten Waldschutzes haben waldbauliche, biologische und technische Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen absoluten Vorrang vor dem Einsatz von Insektiziden“, so Gebhardt abschließend.

www.thueringenforst.de