Waldkulturerbe bereitet Sorgen

v. li n. re. DFWR-Präsident Schirmbeck, Alois Gerig MdB, AGDW-Präsident von der Marwitz, Bundesministerin Klöckner

DFWR-Präsident Schirmbeck: „Wir fordern eine wirksame Klimaschutzpolitik und die Beachtung der Potentiale einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung für den Klimaschutz in entsprechenden Gesetzen.“

Die letzten Jahre sind die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 2018 war zudem eines der niederschlagsärmsten Jahre. Diese bereits spürbaren Klimawandelfolgen haben einen massiven Einfluss auf die Forstwirtschaft in Deutschland und ganz Europa. „Dürre und Hitze schwächen unsere Wälder und bieten gleichzeitig optimale Entwicklungsbedingungen für bekannte, aber auch neue Schadorganismen“, sagte Georg Schirmbeck am Tag des Waldes (21.3.) in Brandenburg im Rahmen einer Pflanzaktion mit Bundesministerin Julia Klöckner. Zudem setzten Sturm und Borkenkäfer den Wäldern erneut zu und bescherten der deutschen Forstwirtschaft ein Schadholzaufkommen von 32 Millionen Kubikmeter beziehungsweise 70 Millionen Kubikmeter im gesamten Wirtschaftraum von Deutschland und Nachbarländer. Der Schadholzanfall könnte sich 2019 nahtlos fortsetzen, falls sich die Prognosen bestätigen.  „Der Wald in Deutschland ist ein besonderes Kulturerbe, um das uns die Welt bewundert und den Waldbesitzende und Forstleute für die Gesellschaft seit Generationen pflegen. Dieses Kulturerbe ist in Gefahr und wir müssen heute alles daransetzen, dass wir es nicht verlieren“, betonte Schirmbeck. Die aktuelle Situation fordere ein hohes Engagement und den gesamten Sachverstand der Forstwirtschaft in Deutschland auf allen Ebenen heraus.
Den Umbau der Wälder in klimaflexible und anpassungsfähige Wälder treiben Waldbesitzende und Forstleute weiter voran. Das erfordere umfangreiches Fachwissen, waldbauliches Geschick, Geduld sowie finanzielle und personelle Ressourcen. „Dafür benötigt die Forstwirtschaft in Deutschland dringend ausreichend und gut ausgebildetes Personal, auskömmliche Rahmenbedingungen sowie eine engagierte Forstpolitik“, betonte Schirmbeck.

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat fordere aber auch eine wirksame und zielgerichtete Klimaschutzpolitik und die angemessene Beachtung der Potentiale einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung für den Klimaschutz in entsprechenden Gesetzen.

Das geplante Klimaschutzgesetz 2019 soll regeln, wie die Treibhausgasemissionen in einzelnen Sektoren reduziert werden kann, um die Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Schirmbeck: „Damit eine nachhaltige Forstwirtschaft ihr CO2-Minderungspotenzial voll entfalten kann ist es unabdingbar, dass das neue Gesetz alle Belange einer solchen Bewirtschaftung vollumfänglich berücksichtigt. Die vorgesehene sektorale Betrachtung berücksichtigt dabei gerade nicht die Klimaschutzleistungen, die eine nachhaltige Forstwirtschaft über den Waldspeicher hinaus erbringt.“ Vielmehr müsse gesichert sein, dass die Leistung der Bewirtschaftung durch Zuwachs, Holzproduktespeicher und Substitution anderer Materialien, sowohl stofflich als auch energetisch, in der Gesamtheit anerkannt werde.

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat setzt sich dafür ein, dass durch nachhaltige Waldwirtschaft die Wälder weiter stabil und klimaflexibel entwickelt werden und sie auch an die künftige Klimasituation angepasst sind. Die Waldbesitzenden und Forstleute beheben die durch den Klimawandel bedingten Schäden und bringen klimastabile Laub- und Nadelbaumarten ein, für einen gemischten, vitalen, zuwachsstarken und stabilen Wald für die kommenden Generationen.

„Der Wald erbringt für die Gesellschaft viele Ökosystemleistungen. Er schützt Wasser, Gewässer, Boden und Arten, er reinigt die Luft und ist Ort der Erholung. Deshalb ist für die Waldbesitzenden und Forstleute die Rettung der Wälder auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betonte Schirmbeck

Maßgeblich für den Erfolg, die Wälder an zukünftige Klimasituationen anzupassen sei eine finanzielle Förderung von Waldanpassungsmaßnahmen wie zum Beispiel Pflanzung klimaplastischer Baumarten, Pflege von Jungbeständen, Erschließung der Wälder. Ebenso notwendig sei eine flächendeckende Beratung der Waldbesitzenden und die Betreuung von Kleinstprivatwäldern. “Dazu muss gewährleistet sein, dass sowohl die staatlichen Forstverwaltungen als auch Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse auf ausreichend qualifiziertes Personal zurückgreifen können. Wir müssen mehr in die forstliche Ausbildung auf allen Ebenen investieren sowie attraktive Arbeitsplätze anbieten. Es darf keinen weiteren Personalstellenabbau in der Forstwirtschaft zur Sanierung der Haushalte geben“, betonte Schirmbeck.

Der Deutsche Forstwirtschaftsrat setzt sich dafür ein, dass mehr in die forstliche Grundlagenforschung investiert wird, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald besser zu verstehen. „Nur so können die richtigen Anpassungsstrategien gefunden und zeitnah umgesetzt werden“, sagte der DFWR-Präsident. Die Produktionszyklen im Wald seien sehr lang. Die forstlichen Forschungsanstalten müssten langfristig mit Personal und Finanzmitteln ausgestattet werden.

Die Anpassung der Wälder an ein sich veränderndes Klima wird den Laubholzanteil erhöhen. Schirmbeck: „Wir müssen nach neuen Wegen suchen und mehr Holzbau-Forschung betreiben, um Laubholz in eine höherwertige stoffliche Verwendung zu bringen.“

Veranstaltungshinweis:
Die 69. Jahrestagung des DFWR vom 7. April bis 9. April 2019 in Warnemünde beschäftigt sich unter dem Motto „Wald im Burnout - Handeln und das Klima wandeln!“ mit den Folgen des Klimawandels für den Wald und die Forstwirtschaft. Wir diskutieren unter anderem mit den forstpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen und Forstpraktikern Lösungsmöglichkeiten. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.dfwr.de